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Wolfenstein Youngblood – Familienausflug nach Paris

Von Daniel Walter am 7. August 2019 in Review

Mit Wolfenstein Youngblood wird Machinegames‘ erfolgreiche Shooter-Reihe fortgesetzt. Ob uns der Koop-Titel rund um die beiden Töchter von Regime-Schreck Blazkowicz überzeugen konnte, verraten wir euch hier.

Die Qual der Wahl

Bevor wir ins Spiel starten, das wir übrigens sowohl online als auch offline mit einem KI-Begleiter spielen können, müssen wir uns für eine der beiden Blazkowicz-Zwillinge entscheiden. Die Unterschiede zwischen Jess und Soph sind aber nur optischer Natur, da beide Schwestern dieselben Ausrüstungsgegenstände und Fertigkeiten nutzen können. Ergänzend zur Wahl der Spielfigur dürfen wir uns außerdem für eines von zwei Outfits sowie für einen Helm und eine Startwaffe entscheiden. Hier steht neben einer klassischen Pistole auch eine Maschinenpistole zur Verfügung. Des Weiteren können wir zu Beginn ein Messer oder auch ein Beil als Nahkampfwaffe wählen und eine erste Spezialfähigkeit festlegen. Sobald wir mit dem Erstellvorgang fertig sind, haben wir die Möglichkeit, selbst ein Spiel für uns und einen Freund zu hosten, einem Koop-Spiel beizutreten oder komplett offline zu spielen. All diejenigen, die sich für die Deluxe-Edition entschieden haben, dürfen sich außerdem über einen Buddy-Pass freuen, der es ermöglicht, das komplette Spiel mit einem Freund zu absolvieren, ohne dass dieser selbst in Besitz von Wolfenstein Youngblood ist.

Auf der Suche nach dem Vater

Wir schreiben das Jahr 1979 und beobachten die Zwillinge bei ihrem Training zusammen mit ihren Eltern. Diese versuchen, ihre Töchter auf das Überleben in der vom Regime besetzten Welt vorzubereiten, sowohl beim Nahkampf- als auch beim Schusstraining. Nach Ende der ersten Sequenz finden wir uns ein Jahr später in den Katakomben des besetzten Paris wieder. Die Schwestern treffen auf Verbündeten, die an der Seite ihres Vaters gekämpft haben. Dieser ist allerdings schon einige Zeit verschwunden, wie wir später von der Mutter erfahren. Bevor sich die beiden der Suche nach Blazkowicz widmen, nehmen sie sich zunächst eines neuen deutschen Generals auf dem Zeppelin Nachtfalter über Paris an, um den Widerstand zu unterstützen. Später gilt es, mehrere deutsche Stützpunkte, genannt Brüder, zu infiltrieren, und so der Spur des Vaters, die in ein geheimes Labor führt, zu folgen. Um für die große Aufgabe gerüstet zu sein, erledigen wir erst einmal zahlreiche Missionen für den Widerstand, um stärker zu werden. Schnell wird klar, dass wir auch in Youngblood nicht auf den bekannten Wolfenstein-Humor verzichten müssen. Anders als ihr Vater, der insgesamt ja doch eher der ruhigere Typ ist, sind die beiden Zwillinge deutlich schriller und teilweise an der Grenze zum Wahnsinn, was für zahlreiche lustige Momente sorgt. So lachen sich die Schwestern beispielsweise schlapp, wenn sie ihren ersten Regimesoldaten pulverisieren und auch auf Sätze wie „Ich hab sein Hirn in meinem Mund, ich brauche Wasser“ sollte man stets vorbereitet sein.

Niemals allein

Youngblood hebt sich durch sein Koop-Spiel von all seinen Vorgängern ab und zieht dieses Konzept durch das gesamte Spiel. So sind wir niemals alleine und können immer auf die Unterstützung unserer Zwillingsschwester setzen, sowohl im Kampf als auch bei typischen Koop-Tätigkeiten wie dem gemeinsamen Auslösen von Schaltern oder dem Aufstemmen von Türen. Da wir auch im Offline-Modus stets von einem KI-Partner begleitet werden, verliert das Spiel auch hier niemals sein Alleinstellungsmerkmal, zusammen macht es natürlich noch einmal deutlich mehr Spaß. Schön ist auch, dass wir unserem Begleiter heilen können, wenn dieser in Schwierigkeiten steckt, sodass es stets ein Miteinander ist. Wenn wir es nicht rechtzeitig zur Zwillingsschwester schaffen, kann es passieren, dass diese verblutet. Solange wir noch mindestens eins der gemeinsamen Leben besitzen, ist dies aber kein Problem. Sind die maximal drei Leben aufgebraucht und eine der beiden stirbt, müssen wir den Abschnitt wiederholen, was aufgrund der teilweise recht ungeschickt gesetzten Speicherpunkte auch gerne einmal nerven kann. Sehr gelungen ist hingegen beispielsweise das Öffnen von Türen, bei denen ein Code benötigt wird. Hier generiert eine der Schwestern an einer nahe gelegenen Station den Code und teilt ihn der anderen mit, damit diese das Eingabefeld bedienen kann.

Wir ballern uns durch Paris

Vom Spielgefühl her sollten sich Wolfenstein-Fans sofort heimisch fühlen, denn die intensiven, wie gewohnt sehr blutigen Ego-Shooter-Ballereien stehen denen ihrer Vorgänger in Nichts nach, egal, ob uns einfache Soldaten oder starke Bossgegner gegenüberstehen. Neben schlichten Regimesoldaten oder hartnäckigen gepanzerten Widersachern begegnen wir unter anderem auch lästigen Kommandanten, die, falls wir sie nicht schnell genug ausschalten, zusätzliche Verstärkung ordern, die uns das Leben deutlich schwerer macht. Der Schwierigkeitsgrad kann übrigens in sechs Stufen variiert und zu jeder Zeit auch im Spiel verändert werden, falls wir irgendwo nicht mehr weiter kommen. In der Spielwelt entdecken wir neben Munition, Medikits und Rüstung, mit der wir uns zwischen den Kämpfen wieder flott machen können, auch zahlreiche Waffentypen, von Maschinenpistolen, über Gewehre bis hin zu Schrotflinten oder mächtigen Diesel- oder Laser-Waffen. Ergänzend zu den Shooter-Passagen suchen wir die Umgebung beispielsweise auch regelmäßig nach Disketten ab, um diese an Computern auszulesen und dadurch an fehlende Türcodes zu kommen. Auch wenn Youngblood insgesamt auch ein geradliniger Shooter ist, sind die Areale doch etwas weitläufiger als man es aus den Vorgängern kennt, sodass wir auch über mehrere Wege zum markierten Ziel gelangen können, was dem Spiel definitiv gut tut.

In unserer Umgebung sowie bei besiegten Feinden finden wir zudem ständig Silbermünzen, die sich über unser Tagebuch einlösen lassen. Auf diese Weise schalten wir zum Beispiel neue Outfits, Helme oder auch Waffenteile frei, mit denen die Waffen stetig verbessert werden können. So lassen sich unter anderem erweiterte Magazine, bessere Visiere oder auch hübsche neue Skins hinzufügen. Silbermünzen erhalten wir außerdem durch den Abschluss von Missionen. Neue Aufträge können wir übrigens bei unseren Verbündeten im Hauptquartier annehmen, bei Bedarf auf gleich mehrere auf einmal. Einzelne Regionen der französischen Hauptstadt erreichen wir per Schnellreise Mithilfe des Metrofahrplans.

Stetige Verbesserungen

Mit den dort gesammelten Erfahrungspunkten steigt unser Charakter nach und nach in seiner Stufe auf und erhält außerdem Fähigkeitspunkte. Diese können auf insgesamt drei Kategorien von Fertigkeiten verteilt werden. Über den „Verstand“ lässt sich unter anderem die maximale Gesundheit verbessern oder auch die Menge von Gesundheit oder Rüstung erhöhen, die wir durch das Durchsuchen toter Feinde erhalten. Die Kategorie „Kraft“ ermöglicht uns dagegen nicht nur die Freischaltung der Akimbo-Fähigkeit, bei der zwei Schusswaffen gleichzeitig genutzt werden können, sondern auch die Verbesserung der Effektivität unserer Nahkampfwaffen und heimlichen Angriffe. Über „Macht“ haben wir zudem die Chance, Fähigkeiten wie die Tarnung oder den Rammbock aufzuwerten. Letztere ermöglicht uns das Wegrammen unserer Feinde und zeigt nach der Aufwertung beispielsweise auch bei gepanzerten Gegnern Wirkung. Schön ist, dass in Youngblood das Prinzip des Exosuits wieder aufgegriffen wurde, der den schwer verletzten Blazkowicz im Vorgänger auf Kurs gehalten hat. Diesmal sind die Schwestern mit einem speziellen Motoranzug ausgestattet, der beispielsweise das Ausführen eines Doppelsprungs erlaubt, um höhere Areale zu erreichen. Dadurch warten hier und da auch kleinere Parcours-Abschnitte auf uns.

Treibende Action und packende Atmosphäre

Grafisch knüpft Machinegames bei Youngblood nahtlos an die Vorgänger an. Erneut dürfen wir uns auf äußerst atmosphärische Schauplätze freuen, die den Stil der 40er Jahre mit futuristischen Einflüssen mischen und uns zum Beispiel im noblen, mit Holz verkleideten Zeppelin gegen einen irren General mit Laserwaffen und Tarnvorrichtung kämpfen lassen. Auch mit dem Größenwahn eines totalitären Regimes geizt Wolfenstein wieder einmal nicht und pflastert die Umgebung förmlich mit Flaggen, Symbolen und Propagandaplakaten, was uns als Spieler mitten hinein in die Geschichte versetzt.

Der Grafikstil ist, wie bei Machinegames üblich, etwas klobiger, passt aber hervorragend ins Setting. Lichteinfall, Schatten und Spiegelungen sehen dabei durchgehend klasse aus und auch Explosionen und Feuereffekte können sich sehen lassen. Auch in Sachen Hintergrundmusik macht der Titel einen guten Job und sorgt in den richtigen Situationen mit treibenden Elektroklängen für zusätzliches Adrenalin. Die vorhandenen Zwischensequenzen, die gerade am Anfang und Ende des Spiels vermehrt auftreten, sehen wie gewohnt großartig aus, insgesamt sind sie aber im Vergleich zu den Vorgängern deutlich rarer gesät. Dies führt leider auch dazu, dass sowohl die Schwestern selbst als auch Verbündete und Gegner nicht so richtig Zeit haben, Tiefe zu entwickeln. Youngblood ist aber nunmal auch eher ein Koop-Ableger als ein vom Umfang her kompletter neuer Teil der Reihe, von daher ist diese Entscheidung nachvollziehbar.

Fazit:

Wer sich schon immer einmal gewünscht hat, die neuen Wolfenstein-Teile zusammen mit einem Freund zu spielen, erhält mit Youngblood das perfekte Spiel. Hier erwarten uns die bekannte Stimmung sowie das gelungene Gameplay, das die Reboot-Serie bis dato ausgezeichnet hat. Hinzu kommen überzeugende Koop-Features, die für frischen Wind sorgen und Youngblood von den Vorgängern abheben. Der Shooter hat es geschafft, ebenso wie die vorherigen Ableger, mich ab der ersten Spielminute in seinen Bann zu ziehen, sowohl mit seinem Tempo und der dichten Atmosphäre, als auch mit seinem schrägen Humor sowie der Fähigkeit, in den entscheidenden Momenten auch mal ernst zu sein. Da nun erstmals zwei Versionen eines Wolfenstein-Titels in Deutschland erschienen sind, gibt es auch keinen Grund mehr, sich über die abgewandelte und entfremdete Story aufzuregen, die bei den ersten beiden Teilen für Diskussionen gesorgt hat. Ein paar Abzüge gibt es für die teils zu großen und dadurch nervigen Gegnergruppen sowie für die recht oberflächliche Story und die rar gesäten Sequenzen, die einer tiefer gehenden Charakterentwicklung im Weg stehen. Außerdem sägt das Spiel mit seinen Speicherpunkten hier und da an unseren Nerven.

Positiv

  • Bekanntes actionreiches und schonungslos brutales Gameplay
  • Hohes Tempo
  • Authentischer Wolfenstein-Humor
  • Intensive Atmosphäre
  • Fordernde Kämpfe
  • Koop-Features gliedern sich gut ein

Negativ

  • Die Schwestern bleiben etwas blass
  • Story recht oberflächlich
  • Sequenzen rarer als in der Hauptreihe
  • Teilweise zu große Gegnergruppen
  • Speicherpunkte sorgen hier und da für Frust
84
Daniel Walter

Geschrieben von: Daniel Walter

Hat seit der ersten PlayStation keine Konsolengeneration ausgelassen und interessiert sich vor allem für Adventures, RPGs und Actiongames. Neben der Arkham- und Assassin's Creed Reihe liegen auch sämtliche Star-Wars-Titel stets hoch im Kurs.

Wolfenstein: Youngblood

Publisher:Bethesda
Entwickler:Machinegames
Release Datum:25. Juli 2019
Kurzbeschreibung:Ein Koop-Shooter mit Blazkowiczs Töchtern

Verfügbar für

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Genre

USK Alterseinstufung

Keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.

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