Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint

Von Tim-Oliver Siegwart am 19. November 2019 in Review

Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint soll mit einigen Verbesserungen aufwarten. Unsere Elite-Einheit verschlägt es in ein neues, fiktives Szenario. Dazu gibt es viele, auch aus anderen Ubisoft-Titeln bekannte, Gameplay-Elemente und Neuerungen. Ob die geplanten neuen Funktionen auch wirklich einschlagen und wie sich Breakpoint letztendlich dann spielt, lest ihr hier beim Mighty Games Mag ausführlich mit bunten Bildern.

Der Fluch der Serie

Eines vorneweg, Breakpoint ganz als einzelnes Spiel zu betrachten, ist aufgrund des Serien-Charakters nicht möglich. Das bedeutet, dass sich das Spiel auch am Vorgänger Wildlands messen lassen muss und bereits bekannte, großartige Gameplay-Eigenschaften nicht mehr die starke Gewichtung haben, wie noch bei den Vorgängern. Das führt uns oft in die missliche Lage, dass ein Spiel für sich genommen wirklich großartig wäre, aber anhand mangelnder Weiterentwicklung und Alleinstellungsmerkmalen kritischer betrachtet wird. FIFA 20 wäre vermutlich das beste jemals getestete Fußballspiel, ja wenn es nicht FIFA 19 und Vorgänger gegeben hätte und uns somit die Umsetzung einer Fußballsimulation nicht in Ekstase versetzt.

Ihr ahnt es bereits bei diesem Vorwort, Breakpoint leidet sehr unten diesen Umständen. Erarbeiten wir uns diese Problematik nun Stück für Stück und am Ende ziehen wir dann Bilanz. Eure Meinung ist wie immer sehr gerne in den Kommentaren gesehen.

Die Story

 

Nach Wildlands versetzt uns Breakpoint etwas in die Zukunft, in der wir auf der Pazifik-Insel Aurora eine Aufklärungsmission durchführen sollen. Ein Frachter ist vor der Insel spurlos verschwunden und wir sollen nach dem Rechten sehen. Beim Anflug auf das Zielgebiet werden allerdings alle Hubschrauber von einem Nano-Dohnen-Schwarm abgeschossen und wir sind scheinbar der einzige Überlebende des ganzen Kommandos. Gejagt von Söldnern und den Wölfen, einer Spezialeinheit unter dem Kommando eines alten bekannten, Cole D. Walker, unser ehemaliger Kamerad. Er hat nun anscheinend die Kontrolle über Skell Tech erlangt und die Insel mithilfe der modernen Drohnen und Überwachungstechnik von der Außenwelt abgeschlossen. Wir, Nomad, sind der einzige Überlebende der Ghosts und die letzte Hoffnung der Inselbewohner.

Was erwartet uns in Breakpoint

 

Schnell wird klar, dass wir zunächst Ausrüstung und Waffen benötigen, also suchen wir nicht die direkte Konfrontation, sondern befinden uns eher auf der Flucht. Hilfe bekommen wir von Einheimischen, die sich in einer riesigen Höhle verstecken. Dort erhalten wir auch Aufträge, Missionen und können sowohl für InGame- als auch echte Währung Waffen, Verbesserungen und Kleidung kaufen. Aurora, die Insel im Breakpoint, ist riesig und es gibt unglaublich viel zu entdecken. Entdecker und Sammler kommen hier voll auf ihre Kosten und können Tage damit verbringen, alle Waffenkisten, Information und dergleichen zu finden. Die Landschaft ist unglaublich abwechslungsreich und reicht von Pazifikstränden, Dschungelgebieten über normales Flachland bis hin zu den Bergen in der Mitte der Insel.

In welcher Reihenfolge wir die Missionsstränge oder Aufträge der Bewohner annehmen, ist ganz uns überlassen. Allerdings gibt es einige Regionen in Ghost Recon Breakpoint, die wir erst ab einem höheren Level besuchen sollten, da wir ansonsten relativ chancenlos gegen die Gegner sind. Zwar kann man jeden Menschen immer mit einem direkten Kopfschuss ausschalten, nützt einem aber recht wenig, wenn Kampfroboter durch die Gegend rollen. Wir müssen auch stets nach besseren Waffen und Munition suchen, da die Gegner im Laufe der Zeit ebenfalls besser bewaffnet sind und vor allem die bereits erwähnten Kampfroboter ins Spiel kommen. Hier kommt das sogenannte Aufleveln der Ausrüstung ins Spiel, was auch ein großer Kritikpunkt ist, da man hier verführt wird, den leichten Weg über den Store zu gehen und für die Verbesserungen echtes Geld auszugeben. Das ist aber jedem selbst überlassen und letztendlich auch nicht zwingend nötig.

In Breakpoint sind wir auf uns alleine gestellt und operieren nicht wie noch in Wildlands mit einem ganzen Team voller Ghosts. Das fördert zwar zunächst die Dramatik, wirkt auf lange Sicht allerdings sehr unrealistisch, sich als einzelner Soldat einer kompletten Söldnerarmee inklusive Spezialeinheiten, die auf die fortschrittlichste Technologie der Welt zurückgreifen können, zu stellen. Abhilfe schafft hier der Koop-Modus, denn jederzeit kann man mit Freunden oder Unbekannten, die sich auch im Spiel befinden, gemeinsam ins Abenteuer stürzen. Das funktioniert wunderbar und man findet auch schnell Mitspieler. Die Kommunikation kann über den spielinternen Sprachchat erfolgen. Dann spielt sich Breakpoint wieder fast wie der Vorgänger. Wer lieber alleine spielen möchte, begegnet anderen Spielern lediglich im Unterschlupf der riesigen Höhle.

Neben normalen Söldnern stellen sich uns auch die Wolves, eine eiskalte Spezialeinheit, in den Weg. Sie verfügen über die gleiche Grundausbildung wie wir und können zudem auf fortschrittliche Technologie zurückgreifen. Anfangs sind wir ihnen nicht gewachsen und können sie höchstens per Kopfschuss eliminieren. Doch auf der idyllischen Pazifikinsel Aurora lauern noch ganz andere Gefahren auf uns, nämlich Kampfroboter und Drohnen der Firma Skell Tech. Hierfür werden wir bessere Waffen und Waffenupgrades brauchen, denn die Blechkameraden stecken unnötig viel Blei ein, bis sie endlich Schrott sind und ein Headshot ist hier nicht möglich.

Waffen und Verbesserungen finden wir in versteckten Kisten nahezu überall auf der Insel. Historisch gesehen wird es bei Ausgrabungen sicherlich große Fragen aufwerfen, warum auf einer Insel überall Kisten mit Waffenteilen aufgestellt wurden, aber darüber braucht man sich als Spieler nun wirklich keine Gedanken machen und darf fleißig überall Informationen sammeln, wo wir diese Kisten finden. Das war zwar bereits in Wildlands der Fall, allerdings hat man dort gefühlt doch mehr Information über das Drogenkartell als über Waffenteile und Kleidung gesammelt. Es fühlt sich daher seitens des Gameplays oftmals eher wie ein The Divison an. Die ganze Bekleidung hat natürlich einen Sinn. Sie kann nämlich auch käuflich erworben werden und damit man das Ganze auch schön präsentieren kann, hat Ubisoft eben in der versteckten Höhle einfach einen Hotspot eingerichtet, wo alle Spieler, die aktuell Breakpoint spielen und das Versteck betreten, sich über den Weg laufen. Somit können sie ihre tollen Kleidungsstücke frei nach dem Motto “Hey, schau mal, was ich für eine tolle Jacke habe”, präsentieren. Das ist natürlich ein weiterer Punkt, der die Stimmung und die Atmosphäre im Spiel empfindlich stört, denn eigentlich sind wir doch verzweifelt und alleine unterwegs. Nun laufen hier aber hunderte von Elitesoldaten herum, mit deren Hilfe wir doch eigentlich in der Lage wären, diese gottverdammte Insel einfach im Sturm zu nehmen und der Sache ein Ende zu bereiten.

Die Laufwege sind oftmals unnötig lang und strecken somit lediglich die Spielzeit. Aber noch viel nerviger ist es, wenn man zu Fuß durch den Dschungel unterwegs ist und gefühlt alle fünfzig Meter auf eine Patrouille stößt, die man mitunter sehr lautstark außer Gefecht setzt, ohne dass die nächste Patrouille, die wiederum gefühlt erneut nur fünfzig Meter entfernt unterwegs ist, davon Notiz nimmt. Das stört wirklich sehr die Immersion und lässt das komplette Szenario unglaubwürdig wirken. Wir kommen uns dadurch eigentlich nicht mehr gejagt vor und der Gegner wirkt eher unfähig und unkoordiniert: Kanonenfutter für die nächste Rangstufe und bessere Ausrüstung. Davon abgesehen ist das natürlich schon alleine sehr verwunderlich, dass wir uns auf einer Hightech-Insel befinden, in der Drohnen alles kontrollieren und überwachen und wir nach dem ersten Feuergefecht überhaupt noch am Leben sind. Genau genommen müsste die komplette Insel eigentlich alarmiert sein und alle verfügbaren Truppen und Drohnen sofort an unserer Position eintreffen. Nicht so in Breakpoint, hier können wir uns Schritt für Schritt vorwärts kämpfen und löschen dabei ganze Armeen aus. Woher diese ganzen Söldnerhorden kommen ist unklar, eines wissen wir aber mit Gewissheit, auf unserem Rückweg sind wieder alle da und so dämlich wie zuvor. Auch Flüge mit dem Hubschrauber entgehen der ansonsten doch so undurchdringlichen Überwachung der Insel ohne Weiteres. Natürlich ist es nur ein Spiel und keine Guerilla-Simulation, aber wenn die Glaubwürdigkeit des Szenarios so wackelt, dann leidet auch der Spielspaß ein wenig darunter.

Die Menüführung ist sehr umständlich und weit davon entfernt, intuitiv zu sein. Diese Verschlimmbesserung im Vergleich zum Vorgänger ist nicht wirklich logisch und trübt das Spielerlebnis unnötigerweise. Besonders Spieler am PC sind ohne ersichtlichen Grund an die Limitierung der Konsolen-Steuerung gebunden und können nicht einfach mit der Maus jene Elemente Anwählen, die für sie gerade wichtig wären. Sie müssen daher umständlich die verschiedenen Bereiche durchscrollen. Davon abgesehen steht es dem Spieler frei, ob er mit Maus und Tastatur oder lieber Gamepad spielen möchte.

Grafik

Die Grafik in Ghost Recon Breakpoint ist zwar sicherlich kein Meilenstein der Spiele-Geschichte, kann aber wie bereits auch in Wildlands mit schönen Panoramen überzeugen. Das neue Feature, das Eingraben und Tarnen, ist sehr schön umgesetzt und bereichert die Serie. Die Animationen bei Verwundungen sind sehr schön dargestellt und sehen sehr glaubhaft aus. Wichtig ist auch, dass dies wirklich auch Auswirkungen auf das Gamepaly hat. Denn ein verwundeter Nomad humpelt langsam durch die Gegend und sollte schnell geheilt werden, da er sonst ein leichtes Ziel ist. Die Animation der Gesichter wirkt hingegen mittlerweile etwas steif und ist nicht mehr ganz zeitgemäß, fällt aber im Spielfluss nicht weiter auf.  Viel wichtiger ist natürlich, dass alle Waffen sehr detailgetreu nachgebaut wurden und realistisch wirken. Ansonsten gibt es im Breakpoint nicht wirklich etwas Neues zu entdecken, was man nicht schon einmal in Wildlands gesehen hätte. Die Fülle an auswählbaren Avataren ist sicherlich nicht sehr umfangreich und lässt nicht viele Modifikationen zu. Darüber trösten auch nicht hunderte von verschiedenen sammelbaren Kleidungsstücken hinweg. Hier sollte Ubisoft in kommenden Teilen wirklich nachbessern und den Spielern mehr Freiheiten geben.

Sound

 

Beim Sound macht Ghost Recon Breakpoint nicht viel verkehrt und bietet schon wie bei den Vorgängern eine tolle Soundkulisse. Neben satten Waffensounds stehen hier natürlich die Drohnen und Kampfroboter im Fokus, wobei man sagen kann, dass beide sehr glaubhaft vertont wurden und der Spieler die Gefahr akustisch schnell orten kann. Die deutsche Synchronisation klingt an sich sehr schön, allerdings lässt die Lippensynchronisation oftmals zu wünschen übrig. Das lässt sich allerdings leicht verschmerzen, da die allgemeine Qualität der Übersetzung sehr gut ist und die Spieler können natürlich jederzeit auch die englische Originalfassung spielen.

Fazit

Für mich ist Breakpoint ein deutlicher Schritt zurück, denn das Gameplay fühlt sich wesentlich schlechter an als noch im Vorgänger und das, obwohl Features wie die Verwundungen und das Tarnen wirklich großartig sind. Die Menüsteuerung wurde irgendwie sehr sperrig gemacht und das Verfolgen der Mission dadurch unnötig umständlich. Das Hauptproblem aber ist die etwas unglaubwürdige Handlung und dass wir andauernd irgendwo Waffenteile finden sollen, während wir ganz alleine gegen eine Söldner- und Hightech-Armee kämpfen. An richtigen Neuerungen mangelt es Breakpoint. Es kann sich nicht wirklich von Wildlands, was die wesentlich bessere Story bietet, absetzen. Auch Fans der Serie könnten hier leider etwas enttäuscht werden. Kann man über diese Mängel hinwegsehen, bietet Ghost Recon Breakpoint sehr viele Stunden Spielspaß in einer riesigen Open World mit vielen Freiheiten.

Positiv

  • Verletzungen müssen behandelt werden
  • Tarnen und Eingraben
  • Umfangreicher Inhalt
  • Großes Areal

Negativ

  • Kaum Verbesserungen
  • Story überzeugt nicht
  • Umständliche Menüs
  • Doofe Gegner
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Tim-Oliver Siegwart

Geschrieben von: Tim-Oliver Siegwart

Beim Mighty Games Mag der Mann für Hardware, Rennsimulationen und First Person Shooter. Mit dem 286er und MS-DOS aufgewachsen und das Internet auf seinen ersten Schritten begleitet. Beruflich in der Gamesbranche tätig.

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