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Kingdom Come Deliverance – Mit dem Schwert durch Böhmen

Von Daniel Walter am 24. Februar 2018 in Review

Kingdom Come Deliverance entführt uns nach Böhmen zur Zeit des dunklen Mittelalters. Ob die Zeitreise, die hohen Wert auf eine authentische Darstellung legt, überzeugen kann, zeigt euch unser Test.

Erste Schritte

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Wir schlüpfen in die Rolle des Schmiedesohns Heinrich, der nach einer durchzechten Nacht von seiner Mutter geweckt wird, damit er endlich seinen Pflichten nachkommt und seinem Vater in der Schmiede hilft. Nach einem kurzen Gespräch darüber, was Heinrich in der letzten Nacht getrieben hat und warum er, obwohl sein Vater dies nicht gutheißt, offensichtlich schon wieder an einem Schwertkampf teilgenommen hat, begibt sich der junge Protagonist letztlich zur Schmiede, wo sein Vater mit verschiedenen Aufgaben auf ihn wartet. Diese bieten nicht nur die Chance, uns ein wenig in dem kleinen Städtchen umzusehen, sondern führen uns auch in verschiedene grundlegende Spielprinzipien ein.

Viele Wege führen nach Rom

So merken wir zum Beispiel direkt, dass es nicht immer nur einen Weg gibt, um ans Ziel zu kommen. Im Gegenteil: Kingdom Come lässt uns bei der Erledigung unserer Aufgaben sehr viel Freiheiten. So gibt es beispielsweise mehrere Möglichkeiten, um einen Gesprächspartner zu überzeugen, das zu tun, was man gerne hätte. Wenn wir über einen entsprechenden Ruf verfügen, reicht das einfache Reden oft aus, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Aber auch unser sozialer Stand, der sich unter anderem anhand unserer Gewandung erkennen lässt, kann ein entscheidendes Mittel sein. Dann gibt es natürlich auch noch weniger subtile Methoden, wie die eigene Stärke, die einschüchternd wirken kann, oder auch die Möglichkeit, unseren Geldbeutel sprechen zu lassen. Welche Variante zum Ziel führt, hängt dabei von unterschiedlichen Faktoren ab, wie unserer körperlichen Verfassung, der Verfassung des Gegners oder auch einfach der Persönlichkeit unseres Gegenüber. So lässt sich ein körperlicher Typ eher weniger durch Stärke beeindrucken. Aber auch beim Erledigen unserer Aufgaben gibt es stets mehrere Wege, die zum Erfolg führen. So können wir zum Beispiel einen Wachmann beklauen, um an den Schlüssel für eine Truhe zu kommen, aus der wir eine gewisse Anzahl an Waffenröcken stehlen sollen. Es ist aber auch möglich, unser Geschick einzusetzen und uns mit einem Dietrich ans Werk zu machen, um das Schloss der Truhe zu knacken. Letztlich ist es aber auch möglich, den Wachmann in einer dunklen Ecke einfach zu überrumpeln und ihm sein Hab und Gut mitsamt Schlüssel zu entwenden.

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Intensive Nahkämpfe

Der erste Kampf lässt natürlich nicht lange auf sich warten, sodass wir auch hier schnell Mitten im Geschehen sind. Es stehen drei verschiedene Angriffe zur Wahl, egal, ob wir mit oder ohne Waffe unterwegs sind. So können wir mit einer Waffe sowohl einen langsamen Angriff mit mehr Wucht, als auch einen schnelleren mit geringerer Durchschlagskraft ausführen. Kämpfen wir mit den Fäusten, können wir Fausthieb und Haken wählen. Zudem besteht die Möglichkeit, den Gegner durch Einsatz eines Trittes zurückzuwerfen. Ergänzend hierzu ist es außerdem möglich, gegnerische Attacken zu blocken, was aber natürlich Ausdauer verbraucht. Heinrichs Schläge lassen sich im Kampf detailliert steuern, indem wir durch Drücken des Sticks in die gewünschte Richtung die Angriffsrichtung festlegen. Beim Kämpfen sollte man stets die Gesundheitsleiste im Blick behalten, ebenso wie die Anzeige, die uns über Verletzungen aufklärt. Durch die verschwommene Kamera, die die eingesteckten Treffer verdeutlicht, sowie durch die schwankende Perspektive, die ebenfalls für Realismus sorgt, sind die Kämpfe zu Beginn alles andere als simpel.

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Daher sollte man sich direkt auf ein paar deutliche Niederlagen gefasst machen, solange die Steuerung noch nicht verinnerlicht ist. Gerade das Blocken der feindlichen Schläge bedarf einiges an Übung sowie Timing, sodass wir erst einmal deutliche Treffer einstecken müssen, bevor wir Angst und Schrecken in der Welt verbreiten können. Dank mehrerer Kampftutorials, die sich hervorragend in die Geschichte eingliedern, haben wir aber genug Zeit, uns mit den Waffen vertraut zu machen. Darüber hinaus ist das Kämpfen nur ein sehr kleiner Teil des Spiels, da wir oft einfach nur unterwegs sind, um bestimmte Gegenstände zu beschaffen oder anderen Erledigungen wie dem Stehlen eines Pferdes oder der nächtlichen Wache an der Burgmauer nachzugehen. Ebenso erhalten wir im Laufe des Spiels Einblick in verschiedene Betriebe und greifen den Besitzern auf die eine oder andere Art unter die Arme. Dadurch können wir das Mittelalter mit all seinen Tätigkeiten und Berufen sehr detailliert kennenlernen, was für ein authentisches Spielgefühl sorgt.

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Lebendige Spielwelt mit Haken

Wirklich gelungen ist außerdem die eingefangene mittelalterliche Atmosphäre. Wenn wir über die schmalen Pfade durch die Dörfer laufen und dort Handwerkern bei der Arbeit zuschauen können, kommt ohne Zweifel echtes Mittelalter-Feeling auf. Auch die Tiere, die frei herumlaufen und ihrem Alltag nachgehen, machen die Welt lebendig und realistisch. Gleiches gilt für die liebevoll gestalteten Häuser, Bauernhöfe sowie Burgen oder Kirchengebäude. Auch die Tatsache, dass sich unsere Kleidung verändert, wenn wir beispielsweise gerade aus einem Kampf kommen, fällt positiv ins Auge, ebenso wie sichtbare Verletzungen am Körper und im Gesicht. Weniger überzeugen können hingegen die Haare, die leider oftmals am Kopf kleben und auch in den Sequenzen nicht so richtig realistisch aussehen wollen. Dies fällt gerade bei längeren Haaren stärker ins Gewicht. Auch bei der Vegetation um uns herum haben wir leider einige grafische Ungereimtheiten entdeckt, selbst wenn die Spielwelt an sich wirklich traumhaft schön aussieht.

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Leider war es aber oftmals so, dass beispielsweise die Texturen der Gräser am Wegesrand oder der Häuser im Hintergrund sich erst vollständig geladen hatten, als wir schon fast vorbeigelaufen sind. Zwar ist es wirklich lobend zu erwähnen, dass sich die zahlreichen Grasbüschel im Wind bewegen, leider hat dies immer wieder für kleinere Ruckler gesorgt. Gleiches gilt für manche Bewegungen der NPCs, die nicht immer ganz rund und ruckelfrei ablaufen. Bei all der Arbeit, die offensichtlich in die Gestaltung einer authentischen Mittelalterwelt gelegt wurde, was ja in der Tat auch wirklich gelungen ist, fallen solche Ungereimtheiten leider umso mehr auf, auch wenn Sie den Spielfluss nicht wirklich stören. Wenn man in den Krümeln sucht, könnte man anführen, dass wir leider keine Fußspuren hinterlassen, selbst nicht in sichtbar feuchtem Sand, aber das würde dann wohl zu weit führen. Sehr gut haben uns beim Test hingegen das dynamische Wetter sowie der Tag-Nacht-Zyklus gefallen, die einen realistischen Tagesablauf garantieren.

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Überzeugende Synchronsprecher kämpfen mit der Technik

Sehr viel Arbeit wurde auch in die deutsche Synchronisation gesteckt, die von der Darbietung her auch wirklich überzeugen kann. Sämtliche Dialoge wurden vollständig auf Deutsch vertont, was ein Eintauchen in der Spielwelt erleichtert. Dieses würde noch besser gelingen, wenn die Lippensynchronität noch etwas besser umgesetzt wäre. Hier ist es leider oftmals so, dass die deutsche Tonspur schon fertig ist, während sich die Lippen der Charaktere noch einige Zeit länger bewegen. Überhaupt nicht verstecken muss sich hingegen die musikalische Untermalung. Hier erwarten den Spieler sanfte Mittelaltermelodien, die von Instrumenten wie Flöten oder Lauten dargeboten werden und die passende Atmosphäre für das mittelalterliche Treiben schaffen.

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Heinrichs Rache

Die anfängliche Idylle ist natürlich nicht von langer Dauer. Genau genommen findet sie nach Abschluss unserer entspannten Einstiegsaufgaben ein jähes Ende, als das Städtchen von feindlichen Soldaten überrannt und dem Erdboden gleich gemacht wird. Heinrich selbst muss dabei mit ansehen, wie seine Eltern vor seinen Augen ermordet werden. Ihm gelingt zwar letztlich die Flucht, indem er das Dorf hinter sich lässt und mit dem erstbesten Pferd davon reitet, doch sein Leben wird von diesem Moment an nie mehr das selbe sein. Er wird nicht nur von Albträumen geplagt, die ihn Nacht für Nacht heimsuchen, sondern macht sich auch immer wieder Vorwürfe, dass er seine Eltern nicht retten konnte. Dies führt dazu, dass er die wenig kluge Entscheidung trifft, nach Hause zurück zu kehren, um für eine ehrenvolle Bestattung seiner Familie zu sorgen. Dass dies kein gutes Ende nimmt, ist abzusehen und so kann er sich am Ende, als er einer Gruppe von Dieben gegenübersteht, glücklich schätzen, als ihm ein vertrautes Gesicht, die Müllerstochter Theresa, zu Hilfe eilt. Nach mehreren Wochen, in denen Heinrich seine schweren Verletzungen auskuriert, ist er letztlich wieder in der Lage aufzustehen, um sich bei seiner Retterin sowie bei ihrem Onkel, der ihm ein Dach über dem Kopf gegeben hat, zu bedanken.

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Manuelles Speichern schwer gemacht

Die offene Spielwelt, in die uns der Titel wenig später entlässt, bietet viel Potenzial, um von uns erkundet zu werden. Auch warten an nahezu jeder Ecke Aufgaben auf uns, die auf verschiedene Arten bewältigt werden können. Auf diese Weise erarbeiten wir uns langsam aber sicher einen gewissen Ruf und haben dabei großen Einfluss darauf, was letztlich aus Heinrich wird. Hauptziel ist es aber, Vergeltung für das Unrecht zu üben, das Heinrichs Eltern sowie seiner Geliebten widerfahren ist. Was wir bei unserer weiteren Reise leider immer wieder als störend empfunden haben, sind die spärlich gesetzten Auto-Saves, die wirklich nur nach Abschluss großer Aufgaben oder beim Beginn eines neuen Quests für einen Speicherpunkt sorgen. Das manuelle Speichern ist zwar möglich, allerdings nur, wenn wir uns gerade in der Nähe eines Bettes aufhalten oder im Besitz eines Retterschnapses sind. Diese können zwar bei Händlern oder in Apotheken gekauft werden, dennoch kommt es immer wieder vor, dass man gerne speichern würde, aber gerade keine Möglichkeit hat, einen der Schnäpse zu erwerben, entweder, weil gerade kein Händler zu finden ist oder, weil wir schlichtweg nicht genug Geld haben. Hier fühlten wir uns an alte Resident-Evil-Tage erinnert, als wir immer wieder gehofft haben, möglichst bald eine Schreibmaschine mitsamt Farbband zum Speichern aufzutreiben.

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Fazit:

Wenn man einmal die technischen Probleme, die uns an verschiedenen Ecken den Spielspaß versauen möchten, außen vor lassen, ist Kingdom Come Deliverance wirklich ein Meisterwerk, das uns ein rohes, glaubwürdiges Mittelalter mit all seinen Facetten präsentiert. Die Spielwelt ist wunderschön und detailliert gestaltet und auch die Figuren sind weitestgehend glaubhaft und bieten Identifikationspotenzial. Leider macht uns die Technik an einigen Stellen einen Strich durch die Rechnung, sodass wir immer wieder aus dem Mittelalter in die harte Realität gerissen werden. Besonders störend waren dabei fehlende Speicherpunkte, Texturen die erst sehr spät geladen wurden oder auch asynchrone Lippenbewegungen. Wenn hier noch ein wenig nachgebessert wird und das Spiel die technische Umsetzung bekommt, die es verdient, fällt meine Wertung noch deutlich höher aus.

Positiv

  • Authentisches Mittelalter-Gefühl
  • Atmosphärische Spielwelt
  • Glaubwürdige Charaktere
  • Forderndes Kampfsystem
  • Zahlreiche Quests
  • Verschiedene Lösungswege
  • Gute Gesichtsanimationen
  • Hervorragender Soundtrack

Negativ

  • Texturen brauchen lange zum vollständigen Laden
  • Schwache Lippensynchronität
  • Bugs wie NPCs, die durch Körper und Wände laufen
  • Spärliche Autosave-Punkte
  • Umständliches manuelles Speichern
  • Lange Ladezeiten vor Dialogen
  • Fehlende Fußspuren
85
Daniel Walter

Geschrieben von: Daniel Walter

Hat seit der ersten PlayStation keine Konsolengeneration ausgelassen und interessiert sich vor allem für Adventures, RPGs und Actiongames. Neben der Arkham- und Assassin's Creed Reihe liegen auch sämtliche Star-Wars-Titel stets hoch im Kurs.

Kingdome Come Deliverance

Publisher:Warhorse
Entwickler:Warhorse
Release Datum:TBA

USK Alterseinstufung

Alterseinstufung ausstehend.

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