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Expeditions: Viking – Trete in das Erbe deines Vaters

Von Nikolas Rau am 2. Mai 2017 in Review

Expeditions: Viking ist das neue Strategie-Rollenspiel vom Entwickler Logic Artists. Der zweite Teil der Expeditions-Reihe soll sich vor allem mit dem Wikinger-Genre beschäftigen und eine Vielzahl an Möglichkeiten bieten, in dieser Welt zu agieren. Kann das Spiel überzeugen und uns in die Welt der Nordmänner eintauchen lassen? Wir haben es für euch getestet.

Wir schlüpfen in die Rolle des Dänen Runtvillson, Sohn des großen Kriegers und Thane Runtvill. Allerdings ist unser Vater auf einem seiner Raubzüge in fernen Ländern verstorben und als Nachfolger muss sein Erbe angetreten werden. Schon beim Leichenschmaus wird klar, dass nicht alle Nachbarn und Bekannten damit einverstanden sind. Es gilt den Ruf unseres Klans wiederherzustellen, weil der alte Thane scheinbar sein Dorf im Stich gelassen hat, um Reichtümer in Großbritannien zu finden. Runtvillson muss entscheiden wie vorgegangen wird. Soll eine neue Expedition nach Britannien gestartet werden oder erstmal das Dorf gesichert werden? Gehen wir aggressiv oder diplomatisch vor? Unterwerfen wir alle, denen wir begegnen und nutzen sie als Sklaven oder geben wir ihnen die Freiheit, die eigentlich jedem Menschen zusteht? Dabei ist zu beachten, dass viele Entscheidungen den Ruf bei unseren Gefolgsleuten oder ganzen Fraktionen beeinflussen können.

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Zu Beginn erstellen wir unseren Charakter. Dazu wird sein Äußeres festgelegt und Punkte auf die fünf Attribute Stärke, Ausdauer, Geschicklichkeit, Wahrnehmung und Sinne verteilt. Jedes einzelne wirkt sich auf die Fähigkeiten unseres Helden aus. Es ist möglich einen großen und starken Krieger zu kreieren oder einen geschickten und leichtfüßigen Jäger. Dazu dürfen wir noch unterschiedliche Fähigkeiten für Erfahrungspunkte kaufen. Dadurch ist es möglich, einen individuellen und einzigartigen Protagonisten zu erstellen.

Ist dieser erstellt, gilt es zum einen in vielen Dialogen die Geschichte unseres Vaters aufzudecken, neue Verbündete zu finden und die Welt zu erkunden.

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Dabei beginnen wir in Dänemark, aber es folgen noch weitere Ländereien, die entdeckt werden können. In unserem Dorf gibt es auch direkt den ersten Konflikt, der zu einem Kampf führt. Einige Bauernjungen fordern uns heraus.

In Expeditions: Viking werden die Kämpfe rundenbasiert ausgeführt. Jeder Krieger hat eine bestimmte Reichweite, die er gehen kann und eine Aktion die er ausführen kann. Dies sind zum einen Attacken die gegen Gegner ausgeführt werden oder unterstützende Fähigkeiten, die sich auf die Gruppe oder einen einzelnen auswirken. Jeder Kämpfer hat sehr individuelle Fähigkeiten, die seinem Charakter entsprechen und somit unterschiedlich mächtig sind.

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Zum Beispiel ein Berserker, der geschult in der Führung von zwei Einhandäxten ist, macht hohen Schaden beim Gegner, aber muss auch sehr viel einstecken, da er immer an erster Front steht. Der Heiler sollte also nicht allzu weit entfernt sein, muss aber auch darauf achten, dass er nicht zu sehr in Bedrängnis gerät, weil er wiederum selbst nicht viel einstecken kann.

Das Schlachtfeld unterteilt sich in Hexagramme. Jeder Beteiligte hat eine bestimmte Bewegungsreichweite, die er erweitern kann, wenn er seine Aktion dafür aufgibt. Dies ermöglicht taktische Rückzüge oder schnelles Anstürmen nach vorne.

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Weitere taktische Möglichkeiten bietet die Bewaffnung. Speerträger haben eine höhere Reichweite als Krieger mit Schild und Schwert. Dafür bietet der Schild die Möglichkeit Schaden zu absorbieren.

Ein Kampf ist gewonnen, wenn alle Gegner ausgeschaltet sind. Falls einer unserer Begleiter kampfunfähig gemacht wird, ist er nicht direkt tot. Er kann nur eine Verletzung erleiden, die sich auf seine Fähigkeiten in anderen Kämpfen beeinflussen. An Rastplätzen können diese Wunden mit der entsprechenden Fähigkeit geheilt werden. Je länger ein Kamerad am Boden liegt, desto schwerer ist die Verwundung.

Wenn zum Beispiel ein Berserker in der ersten Runde des Kampfes zu Boden geht und dann fünf Runden liegen bleibt, ist die Wahrscheinlichkeit auf eine schwere Verwundung höher, als wenn der Kampf in der nächsten Runde beendet ist.

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Neben den Kämpfen ist ein weiterer großer Bestandteil des Spiels die Erkundung der Spielwelt. Wir können unterschiedliche Rohstoffe entdecken, die wir zum Reparieren und Herstellen von Waffen Rüstungen und anderen nützlichen Gegenständen brauchen. Außerdem können wir in der sehr lebendigen Spielwelt viele Nebenquests finden oder in die Hintergrundgeschichte eintauchen.

Dabei kann man einmal auf der großen Weltkarte reisen, auf der weite Strecken zurückgelegt werden.

Zum anderen kann man die einzelnen kleinen Karten auskundschaften, auf denen dann auch Interaktionen mit anderen NPCs möglich sind. Bei den Gesprächen gibt es meistens viele Dialogoptionen, die zum einen den Charakter unseres Helden sehr individuell werden lassen, sich aber auch auf den Spielverlauf auswirken können. Man schlüpft noch intensiver in die Rolle von Runtvillson, zeigt Reaktionen auf Beleidigungen oder Schmeicheleien, bildet sich seine eigene Meinung zu anderen Charakteren und urteilt teilweise über ihr Schicksal.

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Im Normalfall lassen sich alle Karten frei begehen und wechseln, es sei denn die Hauptquest sieht gerade etwas Anderes vor. Das stört zwar die Freiheit des Spielers ab und zu, ist aber spieltechnisch sinnvoll.

Auf der Weltkarte reisen wir zu unterschiedlichen Orten wie Wäldern, Dörfern oder Städten. Weil einige Reisen sehr lange dauern, müssen wir Zwischenhalte in Lagern einlegen, die teilweise bewacht sind und erst freigekämpft werden müssen.

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An diesen Rastplätzen können unsere Huskarle schlafen, essen, Vorräte auffrischen, Gegenstände reparieren und sich von Krankheiten und Wunden erholen. Hierzu wird jedem einzelnen Charakter für jede Schicht eine Aufgabe zugeteilt. Ein Aufenthalt wird in vier Schichten unterteilt. Dabei gilt es zu beachten, dass jeder Mitreisende mindestens eine Schicht schlafen muss, damit er nicht ermüdet. Zusätzlich verbraucht jeder eine Ration. Falls nicht genug Nahrung zur Verfügung steht, hungern einige der Huskarle, was sich negativ auf ihre Fähigkeiten im Kampf auswirkt.

Um an Rastplätzen Aufgaben übernehmen zu können, müssen einige Fähigkeiten wie Jagen, Kochen, Pökeln und Heilen gelernt werden. Diese werden über Fähigkeitenpunkte erlernt, die der Spieler für das Abschließen von Aufträgen bekommt. Daher lohnen sich die vielen Nebenquests, weil somit die Charaktere stärker werden. Mit denselben Punkten lassen sich auch Kampffähigkeiten erlernen.

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Zu der Charakterentwicklung gesellt sich auch noch die Möglichkeit des Ausbaus der Heimatstadt Skjern. Mit Geld und Materialien können wir hier unterschiedliche Gebäude er- und ausbauen. Dies wirkt sich meistens auf unseren Ruf bei anderen Klans aus und festigt unsere Stellung in der dänischen Gesellschaft. Allerdings konnte beim Test noch keine Auswirkung auf die Spielwelt festgestellt werden.

Beim Spielen taucht man tief in die nordische Welt ein. Die Entwickler haben es geschafft die damalige Zeit gut einzufangen und eine authentische Atmosphäre zu schaffen. Allein die Städte wirken realistisch in Größe und Aktivität. Überall arbeiten Leute, gehen spazieren und unterhalten sich über ihre Probleme, die man sich in der damaligen Zeit wirklich vorstellen kann. Dabei entstehen auch sehr komische Dialoge, darüber zum Beispiel auf welche Art Krankheiten geheilt werden könnten.

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Auch die einzelnen Charaktere, die Runtvillson begleiten, sind teilweise sehr interessant und tiefgründig. Da ist zum einen unsere beste Freundin und starke Schildmaid Nefja, die alles für ihre Familie tut. Wir helfen ihrer Schwester in der Not und sie folgt uns daraufhin überall, ist stets loyal und würde für uns sterben. Zum anderen haben wir den großen Wikinger Gunnar an unserer Seite. Wir verschonen sein Leben, weshalb er uns ewige Treue schwört, solange wir die Beute gerecht mit ihm aufteilen. Jeder Charakter hat seine eigene Geschichte, die in Dialogen schön erzählt wird. Dabei geben einige mehr von sich Preis, andere weniger.

Das gilt aber nicht nur für die Begleiter. Viele der Menschen, die man trifft haben ihre eigene Geschichte sowie Meinung zu ihrer Umwelt und unterstützen den Spieler mehr oder weniger, je nach ihrer Gesinnung.

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Grafisch wirkt das Spiel zwar etwas veraltet, was aber nicht unbedingt stört. Der Detailgrad ist dafür sehr hoch. Überall lassen sich Kleinigkeiten entdecken, die liebevoll in der Spielwelt platziert sind. Jede Positionierung ist wohl überlegt. Nur das Innenleben einiger Häuser ist öfters gleich und nicht einzeln gestaltet. Besondere Häuser, wie unser Langhaus oder der Thronsaal eines Königs sind jedoch einzeln animiert.

Für etwas Irritation sorgen Fässer die sich nicht öffnen lassen, obwohl sie genauso aussehen, wie alle anderen Fässer auch. Dasselbe gilt für Kisten und Geröllhaufen. Dadurch sucht man teilweise viel auf der Karte, was sich öffnen lässt und was nicht. Ab und zu gibt es auch einige Ruckler, die aber schnell wieder weggehen und somit nur wenig stören.

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Der Sound des Spiels ist hervorragend gelungen. In der dänischen Welt gibt es stets tolle nordische Musik. In Großbritannien schwenkt die Musik dann über zu eher mittelalterlicher Musik. Ab und zu kann man einfach stehen bleiben und den tollen Liedern lauschen, sodass man sich noch tiefer in die Wikingerwelt eingetaucht fühlt. Auch die Musik in Kämpfen ist spannend und dramatisch gehalten.

Die Geräusche der Umwelt sind ebenso gut gelungen und passend. Im Wald knackt es überall und Tierschreie sind zu hören. In der Stadt hört man reges Treiben, an ruhigeren Orten ist dafür ein Wind zu vernehmen.

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Einziger Wermutstropfen bei dem Sound sind die wenigen Vertonungen bei den Dialogen. Hier hätte es wesentlich mehr sein können. Oft wurde nur eine kurze Begrüßung gemurmelt oder der erste Satz des Dialogs eingesprochen. Gerade die englischen Texte lassen hier durch den nordischen Akzent viel Potenzial zu, welches aber nicht genutzt wird.

Die Texte sind gut auf Deutsch übersetzt, wobei der Akzent, der im englischen noch viel Charme versprüht hat, hier leider wegfällt.

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Fazit:

Insgesamt ist Expeditions: Viking ein hervorragendes Spiel. Es hat eine spannende Geschichte, die in den Dialogen toll erzählt ist. Viele Charaktere weisen eine Tiefe auf, womit das Spiel an Atmosphäre und Realismus gewinnt. Auch die Spielwelt ist authentisch und detailreich, wodurch man noch tiefer in das Spielerlebnis eintauchen kann.

Die Charakterentwicklung bietet viele Möglichkeiten und sorgt für eine individuelle Entwicklung der Helden, was ihnen noch mehr Tiefgang ermöglicht. Durch die zahlreichen Dialoge entstehen viele Entscheidungen, die einem mal mehr mal weniger leichtfallen und somit auch noch mehr zu der Entwicklung und der Identifikation mit dem Charakter beitragen.

Der Sound trägt noch mehr zu der tollen Darstellung der Spielwelt bei und versetzt den Spieler passend in die Zeit der Wikinger.

Allerdings verschenkt das Spiel auch an einigen Stellen Potenzial. Zum Beispiel wäre es sehr schön, wenn man in den Dialogen auch wirklich die Meinung seiner Begleiter einsehen könnte oder man gewisse Entscheidungen mit ihnen besprechen kann. Denn das Spiel schafft es, dass dem Spieler die Charaktere wirklich am Herzen liegen und man ihre Position doch gerne etwas genauer kennen möchte.

Das Spiel ist meiner Meinung nach für jeden Genre-Fan ein Muss, aber auch für Neueinsteiger, die sich mit einer authentischen Welt der Wikinger beschäftigen wollen, eine tolle Adresse.

 

Positiv

  • Tolle Story
  • Individuelle Charakterentwicklung
  • Fesselnde Atmosphäre
  • Viele gute Dialoge und Dialogmöglichkeiten
  • Herausragender Soundtrack
  • Detaillierte und liebevolle Spielwelt
  • Interessante und tiefgründige Charaktere
  • Viele Nebenquests

Negativ

  • Wenig vertont
  • Kleine Ruckler
  • Grafisch etwas veraltet     
89
Nikolas Rau

Geschrieben von: Nikolas Rau

Kinderpfleger und angehender Erzieher. Großes Hobby natürlich PC-Spiele, dabei gerne auch neue und innovative Dinge aus dem Bereich Indie. Neueinsteiger in der Branche.

Expeditions: Viking

Publisher:Logic Artists
Entwickler:Logic Artists
Release Datum:27. April 2017

USK Alterseinstufung

Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.

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