Phanteks Eclipse P600s

Von Witali Blum am 20. März 2019 in Hardware, Review

Spätestens wenn der heimische Rechner trotz eines vor Kurzem durchgeführten Lüfterwechsels ratternde Geräusche von sich gibt, die keinem Bauteil eindeutig zugeordnet werden können, wird das Unvermeidliche klar: Es ist Zeit für einen Gehäusewechsel. Gerade frisch im Handel ist das Eclipse P600s aus dem Hause Phanteks, das laut Hersteller den Silent-Aspekt mit schlichter Form, Farbgebung sowie Verarbeitungsqualität vereint. Wir haben aus Not eine Tugend gemacht und den zwingenden Umbau des heimischen Rechners mit einem Test des neuen, angepriesenen Gehäuses vereint.

Die Qual der Wahl

Wer kennt das nicht, diese ewig lange Suche nach einem Gehäuse, das die Eier legende Wollmilchsau für den eigenen Bedarf darstellen soll. Einerseits muss es geräumig sein, damit alle Hardwarekomponenten darin Platz finden, andererseits, sofern man nicht gerade im Modding-Bereich unterwegs ist, schlicht in der Ecke stehen und keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Gute Durchlüftung würde die Temperaturen im Inneren angenehm gering halten, während die dazu notwendigen Lüfter am besten lautlos arbeiten. Die Firma Phanteks hat zahlreiche Modelle in petto, die viele der gestellten Anforderungen erfüllen könnten, doch das Eclipse P600s sticht besonders heraus. Auf den ersten Blick vereint es die elegante Optik der Oberklasse mit einem vernünftigen Preis. Wo ist da der Haken? Es gibt keinen!

Der Midi-Tower ist in den drei Farben Schwarz, Weiß und Anthrazit erhältlich, wobei der Kaufpreis um weitere zehn Euro reduziert werden kann, wenn man auf die durchsichtige Seitentür aus temperiertem Sicherheitsglas verzichtet. Ein schwarzes Gehäuse mit einem Sichtfenster war unsere Wahl, weil es dem gewohnten, altgedienten Corsair Carbide Air 540 optisch nicht allzu fern schien. Die Dimensionen sind natürlich anders wie auch das Gewicht, das mit ca. 13 kg fast das Doppelte des kunststoffreichen Vorgängers wiegt. Dafür verspricht der hohe Anteil an Stahlbauteilen eine längere Haltbarkeit sowie zahlreiche Montagemöglichkeiten am inneren Rahmen, in den man bei Bedarf sogar selbst die notwendigen Schraubgewinde bohren könnte.

Nach erfolgter Bestellung bei Caseking dauert es nicht mal einen Tag, bis das Objekt der Begierde sicher in unserer Wohnung steht. In Zeiten plötzlich erkannter Umweltliebe kann man lobend erwähnen, dass das Gehäuse in dichtem Schaumstoff verpackt und in einer vergleichsweise ziemlich kompakten Schachtel versandt wird. Der Verpackungsmüll hält sich somit in erfreulich überschaubaren Grenzen. Selbst das zusätzliche Montagezubehör wie etwa einige Festplattenkäfige, eine Lüfterabdeckung sowie eine Senkrechthalterung für die Grafikkarte, jedoch ohne dazu benötigtes PCI-E-Riser-Kabel, finden in der Kartonkiste ihren Platz.

Das ausgepackte Gehäuse hinterlässt optisch wie haptisch einen sehr guten, ersten Eindruck. Alle Teile sind hochwertig verarbeitet, keine spitzen oder scharfen Kanten stechen heraus. Sowohl die linke wie auch die rechte Seitenwand hängen an Scharnieren und lassen sich wie Türen öffnen. Natürlich sollten diese bei der Montage des Rechners ausgehängt werden, um beim Basteln nicht in die Quere zu kommen. Wie es sich für ein Silent-Modell gehört, befinden sich an den Schließkanten der Seitentüren Schaumstoffdichtungen, die Geräusche aus dem Innenraum dämpfen sollen. Vermutlich sind aber ebenso gut dazu geeignet, Wärme zurückzuhalten. Der Praxistest wird es zeigen müssen.

Nebst Seitenwänden lassen sich mit wenigen Handgriffen das Front- sowie das Deckelpanel abnehmen, die ebenfalls mit Dämmmaterial ausgekleidet sind, sodass der gewobene Mesh-Untergrund darunter sichtbar wird. Diese netzartige Textilie hält einerseits Staub davon ab, ins Innere eingesaugt zu werden, und erlaubt andererseits Luft ungehindert hinein oder hinaus zu gelangen. So hätte das Gehäuse auch bei sommerlichen Temperaturen eine Chance, gut durchlüftet zu werden, während man natürlich in Sachen Lärm einige Abstriche machen müsste.

Die Mesh-verkleideten Seiten- oder Oberteile lassen sich ebenfalls werkzeuglos entfernen, sodass ungehinderter Zugriff auf den Innenraum möglich ist. Während man das Mainboard samt zugehöriger Hardware im Hauptteil des Gehäuses montiert, dürfen die zugehörigen Anschlusskabel bequem rückseitig geführt und per zugehörigem Klettkabelbinder fixiert werden. Das Netzteil hat ebenfalls ein eigenes Abteil unterseitig, das es sich jedoch zusammen mit den 3.5 Zoll-Festplattenkäfigen teilen darf. Das wird in unserem Fall zu einem Problem, denn unser watt-lastiges Corsair AX1600i nimmt viel Platz ein, sodass maximal zwei Festplatten zusätzlich im unteren Bereich befestigt werden können. Den restlichen Platz nehmen die massiven Kabel in Schrumpfschläuchen ein, die zum Betrieb des Rechners notwendig sind.

Zum Glück gibt es im Mainboard-Areal noch Platz für weitere Festplattenkäfige, die allerdings beispielsweise dem Ausgleichsbehälter einer Wasserkühlung oder einem frontseitig montierten, großen Radiator (2 x 140 mm) samt Lüftern in die Quere kommen. Früher oder später wollten wir sowieso komplett auf SSD-Festplatten umsteigen – allein schon, um dem Silent-Aspekt Genüge zu tun. Für 2.5 Zoll große Festplatten gibt es drei kleinere Halterungen, die problemlos erreichbar sind und schnell montiert werden. Die Festplatten im Netzteilbereich sind dagegen viel schwieriger zugänglich. Dasselbe gilt übrigens auch für die Klinken-Anschlüsse am modularen Netzteil, sodass man bereits vorher wissen muss, welche Kabel montiert sein müssen. Generell hat man im Midi-Tower der Firma Phanteks weniger Platz für Kabel als im würfelförmigen Gehäuse von Corsair. Sinnvolles Kabelmanagement ist jedoch vorhanden und sollte unbedingt genutzt werden, wenn die wieder angehängten Seitentüren mit Magnetschließern zugehen sollen.

Die vormontierten Halterungen des Eclipse P600s nehmen problemlos unser ATX-Mainboard auf und lassen sogar Platz für eine optionale Mini-ITX Halterung. Prinzipiell könnte sogar ein zweiter Kleinstrechner im selben Gehäuse montiert werden. Es gibt zahlreiche Rahmenbohrungen für Halterungen und Schrauben, die ein optionales Umrüsten des Innenraums erlauben. Radiatoren oder Lüfter unterschiedlicher Größe sowie Pumpe samt Ausgleichsbehälter lassen sich somit problemlos montieren, ohne zusätzliche Löcher bohren zu müssen. Somit ist ein einfaches Umrüsten auf ein vollständig wassergekühltes System möglich. Wir haben dabei Front- wie Rückseite für Radiatoren samt Lüfter unserer Hybrid-Stand-Alone-Wasserkühler für Grafikkarte und Prozessor belegt. Oberseitig wurden drei langsam drehende 140 mm Lüfter befestigt, die bereits zum Lieferumfang des Gehäuses gehören. In unserem Konstrukt geht die Luft seitlich durch die Kühlrippen rein und wird anschließend warm oben hinausgeblasen.

Besonders gut hat uns der sogenannte Lüfter-Hub gefallen, an dem alle Kühleinheiten (3-Pind oder 4-Pin) angeschlossen werden können, sodass nur ein Energieanschluss sowie ein Pin-Kabel zum Mainboard ausreichen, um alle Lüfter global anzusteuern. Somit ist man nicht mehr auf die Anzahl der Mainboardanschlüsse begrenzt und muss auch nicht auf lästige Y-Kabel zum Splitten des Steuersignals wie auch Energieversorgung zurückgreifen. Ebenso aktuell sind die zwei USB 3.0 Anschlüsse und ein zusätzlicher USB Typ C Anschluss, die über eine diskrete Klappe an der Front zugänglich sind. Dort befinden sich übrigens auch die Steckplätze für Kopfhörer und Mikrofon. Natürlich ist vorausgesetzt, dass alle Anschlussmöglichkeiten am Gehäuse vom Mainboard unterstützt werden, beziehungsweise die zugehörigen Anschlüsse respektive vorhanden sind.

Nur ein Wermutstropfen lässt sich am tollen Eclipse P600s benennen: Es gibt keinen Einschub für ein optisches Laufwerk. Somit müssen wir auf unseren altgedienten BluRay-Brenner verzichten und auf ein externes Exemplar zurückgreifen.

Nach erfolgter Montage des Systems und einem Stoßgebet an Phaethon, den Gott der Technik, darf endlich der Rechner angeschaltet werden. Ist alles richtig angeschlossen? Haben wir was vergessen? Gibt es gleich einen Kurzschluss, der die teure Hardware in wertvollen Recyclingmüll umwandelt? Das oder so ähnlich sind die Gedanken nach einem erfolgten Gehäusewechsel. Es ist alles glatt gelaufen! Der Rechner startet wie gewohnt und bootet ins Betriebssystem. Nach einer kurzen Anfahrphase, bei der alle vorhandenen Lüfter kurz auf Maximalleistung gehen, setzt die Lüftersteuerung ein und der PC geht in den Normalbetrieb.

Die Dämmung funktioniert hervorragend, denn nur ein tiefes, dezentes Brummen zeugt davon, dass überhaupt aktive Belüftungstechnik eingesetzt wird. Beim Carbide Air 540 war die Geräuschkulisse deutlicher zu vernehmen. Dafür merkt man an den internen Temperatursensoren, dass die Hardware nun in einem höheren Temperaturbereich arbeitet. Waren es vorher durchschnittlich ca. 39 °C im Windows-Betrieb, so sind es nun etwa 41 °C, wenn alle Belüftungklappen mit Dämmmaterial geschlossen sind. Im offenen Betrieb werden locker die gewohnten kühleren Temperaturen erreicht, doch auch die Lüfter stärker vernommen. Irgendeinen Tod muss man sterben.

 

Fazit

Der Midi-Tower Eclipse P600s aus dem Hause Phanteks erfüllt alle unsere besonderen Ansprüche an ein leises, unscheinbares und doch stilvolles Gehäuse. Die Verarbeitung ist hervorragend und alle verbauten Materialien wirken hochwertig, was in diesem Preissegment nicht immer selbstverständlich ist. Die Entwickler haben eine sehr gute Konstruktion geliefert, die viele Betriebsanforderungen erfüllen kann, sei es im Wasserkühlungs-Bereich oder klassischem PC-Gaming ohne das viele RGB-Bling-Bling. Alle Bauteile haben einen sinnvollen Zweck, sind optimal angeordnet und erlauben auch eine gewisse Flexibilität im Aufbau. Der Lüfter-Hub ist eine wertvolle Ergänzung, die man so nie mehr missen möchte. Somit war der Testkauf ein voller Erfolg, auch wenn der Verzicht auf ein externes Laufwerk gelinde gesagt ungewohnt ist.

 

Tehnische Daten (Quelle: Caseking.de)

Gehäuse Typ Midi-Tower
Formfaktor E-ATX, ATX, Micro-ATX, Mini-ITX
Farbe Schwarz
Hauptfarbe Schwarz
Breite (exakt) 240 mm
Höhe (exakt) 520 mm
Tiefe (exakt) 510 mm
Breite 200 – 300 mm
Höhe 500 – 600 mm
Tiefe 500 – 600 mm
Gewicht (exakt) 13.5 kg
Gewicht 12 – 14 kg
Material Kunststoff, Stahl, Hartglas
max. CPU Kühler Höhe (exakt) 190 mm
max. Grafikkarten Länge (exakt) 435 mm
max. CPU Kühler Höhe 180 – 200 mm
max. Grafikkarten Länge 400 – 500 mm
Seitenteil mit Fenster
Frontklappe nein
Position I/O Front
USB 3.0 2x
USB 3.1 (Typ C) 1x
Audio-Ausgang 1x
Audio-Eingang 1x
Cardreader nein
Lüftersteuerung nein
LCD/TFT Display nein
intern 2,5 Zoll 3x
intern 3,5 Zoll 4x
PCI Slots 7x, 7x + 3x
Mainboardschlitten nein
Kabelmanagement Gehäuse ja
Netzteil Format ATX
Netzteil Position Hinten Unten
Lüfter vorinstalliert 3x 140 mm
Lüfter 120mm 7
Lüfter 140mm 6
Lüfterfarbe Schwarz
Radiator Mounting 1x Single (140 mm), 1x Triple (360 mm), 1x Quad (420 mm)
Filter ja
Dämmung ja

 

Positiv

  • hochwertige Materialien
  • gute Verarbeitung
  • Lüfter-Hub mit vielen Anschlüssen zur Lüftersteuerung
  • schlichtes, elegantes sowie gut durchdachtes Design
  • Silent-Aspekt und gute Lüftung möglich

Negativ

  • kein Einschub für ein optisches Laufwerk verfügbar
  • etwas eng auf der Kabelseite
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Geschrieben von: Witali Blum

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