Warhammer 40K: Inquisitor – Martyr | Preview

Von Witali Blum am 4. März 2017 in Preview

Schon lange ist die Marke Warhammer 40.000 über ein schlichtes Dasein als Table-Top-Strategiespiel hinausgewachsen. Mindestens die Reihe Dawn of War dürfte vielen Hobbystrategen am heimischen PC hinreichend bekannt sein. Nun folgt mit Inquisitor – Martyr ein neuer Ableger, der mit frischem Gameplay sowie weiteren futuristischen Hintergrundgeschichten des 40K-Universums begeistern möchte. Wir haben uns die Alpha-Version dieses Titels angeschaut und berichten im Folgenden über dieses Erlebnis.

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Technischer Hinweis

Auch ohne den expliziten Hinweis des Entwicklers NeocoreGames ist den meisten Testern aus unserer Redaktion klar, dass es sich bei einer Alpha-Version um eine sehr frühe Variante des ausgesuchten Spiels handelt, die zu Stabilitätszwecken und rudimentärer Fehlerbeseitigung vorzeitig an ausgewählte Personen freigegeben wird. Ganz ehrlich, viele große Publisher und Entwickler könnten sich eine Scheibe davon abschneiden, anstatt unfertige Produkte zu veröffentlichen und den Rest erst viel zu spät zu reparieren.

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Allerdings muss man einwenden, dass unsere Geduld zu Beginn sehr stark strapaziert worden ist. Obwohl der Download des Spiels über Steam sehr flott vonstatten ging, konnte man sich lange nicht auf den Online-Servern einloggen. Spätestens bei der Charaktererstellung wurde der Spieler sofort wieder ins Hauptmenü des Programms inklusive einer Fehlermeldung zurück befördert. Nach einem Tag Wartezeit wurde dieses Problem aber offensichtlich behoben, sodass der Test endlich beginnen konnte. Oder auch nicht! Der tapfere Inquisitor wurde erschaffen, die Kampfausrüstung gewählt, doch die Missionen blieben zunächst unerreichbar. Eine andere Fehlermeldung beförderte den Tester nun zurück auf seinen Desktop, während das Programm im Hintergrund weiterlief. Ein paar Tage später wurde dieser Fehler aber auch beseitigt. Der Test konnte also endlich beginnen!

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Für den Imperator!

Bei Inquisitor – Martyr darf ein begeisterter Spieler schon sehr früh an der Entwicklung wie auch Optimierung des Titels mitwirken – auch finanziell, denn die Teilnahme an der Alpha- oder Beta-Phase kann zunächst wie in einem Kickstarter-artigen Arrangement käuflich erworben werden. Allerdings geht das Geschäft über die schlichte EarlyAccess-Variante hinaus. Der Kauf des billigsten Pakets (39,99 $) berechtigt gleichzeitig auch zum Erhalt der Vollversion am offiziellen Erscheinungstermin sowie einer Erwähnung im Abspann des Spiels. Teurere Pakete bieten weitere Extras wie etwa Soundtrack-CDs oder Kunstbücher mit Charakterzeichnungen bis hin zu einer halbtägigen Tour durch die Spieleschmiede, sofern man die Anreise selbst bezahlt. Für jeden Unterstützer und einen passenden Geldbeutel ist etwas dabei.

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Zu Spielbeginn des auf Steam verfügbaren Titels wird zunächst ein sogenannter NeocoreAccount benötigt, der auf der Herstellerseite registriert wird. Nach ein paar Mausklicks, einigen Dateneingaben sowie einer Email-Bestätigung kann es auch schon losgehen. Wie erwartet ist von den drei möglichen Hauptklassen, Crusader, Assassin oder Psyker, nur der Kreuzritter (dt. für Crusader) spielbar- dafür aber in drei möglichen Spezialisierungen, die auf den ersten Blick nur Einfluss auf die erste Ausrüstung zu haben scheinen. Mit Close Combat rückt man dem Feind aus nächster Nähe zu Leibe, der Assault Gunner füllt die Luft mit Maschinengewehrkugeln und Heavy Weapons machen jeden Häretiker-Unterschlupf samt Insassen dem Erdboden gleich. Die Wahl ist zumindest in der Alpha-Version des Spiels noch nicht verbindlich und kann einfach durch Aufnahme sowie Nutzung des entsprechenden Waffensets geändert werden. Übrigens, wem es bisher nicht aufgefallen sein sollte: Das Spiel ist komplett auf Englisch gehalten. Alle spielinternen Texte, Bezeichnungen und Beschreibungen gibt es nur in dieser Sprache – vorerst.

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Ohne große Umschweife, Erläuterungen oder gar Tutorials wird der Spielcharakter nach der Erstellung in einen strategischen Kartenraum befördert, in dem die Missionen ausgewählt und die klassischen Elemente eines Rollenspiels in einer noch sehr grundlegenden Form erlebt werden können. Inventar, Skills oder Attribute sind nur hier zu betrachten wie auch zu modifizieren, wobei vielerorts in den Menüs schlichte Platzhalter das Gesamtbild dominieren. Der erste und vermeintlich bisher auch einzige NPC im selben Raum ist ein Händler, der es ermöglicht, das eigene Arsenal gegen Bares aufzumotzen. Alternativ kann auch jegliche veraltete Ausrüstung an ihn verscherbelt werden. Diese Person lernen wir jedoch erst später schätzen, denn zunächst müssen Credits sowie Items hart erkämpft werden.

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Die Galaxiekarte, die auch über die untere Leiste zugänglich ist, zeigt dem Spieler die möglichen Einsatzorte. Neben einer ausführlichen Missionsbeschreibung, die zur Verschönerung der Hintergrundgeschichte dienen soll, gibt es eine kurz gefasste Typisierung: Hunt, Silence the Guns, Assassination, Purge, Daemonic Incursion, usw. Eigentlich läuft es immer darauf hinaus, dass jemand erlegt werden soll und unterwegs ein paar Reliquien gesammelt oder Portale zerstört werden müssen. Ohne groß zu wählen beginnen wir eine Säuberungsaktion in einer Häretiker-Kathedrale. Die ersten Info-Boxen geben uns noch eine kurze Anweisung, wie gespielt wird. Danach sind wir erst einmal auf uns alleine gestellt. Zum Glück sind wir als fleißiger Tester durch ähnliche Spiele vorbelastet und haben überhaupt keine Probleme uns zurecht zu finden.

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Ein Mausklick auf eine Fläche fordert den Charakter zur Bewegung auf, während ein Klick auf einen Gegenstand oder einen Gegner dagegen zu einer Interaktion beziehungsweise einem primären Angriff führt. Die rechte Maustaste ist für eine Sekundärwaffe zuständig, sofern eine vorhanden ist. Zahlentasten wie auch QWSADE aktivieren die Spezialfähigkeiten. Die Perspektive, Grafik und Spielweise erinnern sehr stark an die Titel Victor Vran oder Diablo 3 – nur mit dem Unterschied, dass die Optik überwiegend durch die GamesWorkshop-Lizenz für Warhammer 40K dominiert wird. Das Grunddesign ist deutlich erkennbar, auch wenn die Grafikqualität für die finale Version deutlich besser werden müsste, um mit aktuellen, ähnlichen Titeln mitzuhalten. An der Grafikkarte liegt der erste gedämpfte Eindruck zumindest nicht, denn die verwendete GeForce GTX 1080 mit Wasserkühlung packt locker jegliche Maximaleinstellung.

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Auf, ins Gefecht!

Schon stürmen die ersten Schergen des Chaosgottes Nurgle, das WH40K-Pendant zum vierten fahlen apokalyptischen Reiter, heran. Man erkennt sie deutlich an körperlichen Missbildungen und grünem, krankhaftem Eiter, der diesen aus allen Poren trieft. Unser Held, ein Elite-Space Marine, schickt die Missgeburten Dank geballter Feuerkraft zurück in die Untiefen des dämonischen Warpraums – zu Deutsch er durchsiebt sie mit seinem Bolter-Maschinengewehr. Das war so einfach, dass wir nicht einmal in Deckung gehen mussten. Selbst ein paar zufällige, feindliche Treffer haben kaum an unserer Lebensleiste gekratzt, die sich übrigens nach einer Weile ohne Feindkontakt von allein regeneriert. Doch schon um die nächste Ecke, wartet ein riesiger Dreadnought. Dieser Kampfmech bringt uns schnell in Bedrängnis, denn er ist nicht nur schnell, strotzt vor geballter Feuerkraft und haut im Nahkampf so richtig rein, sondern ignoriert unsere Selbstschussanlagen, die wir zu unserer Unterstützung herbeigerufen haben. Selbst Fersengeld geben gestaltet sich als schwierig, weil unser Held bei allzu heftigem Beschuss in den Suppressed-Zustand (engl. für unterdrückt) gerät, in dem er deutlich verlangsamt agiert. Nur ein Wechsel des Waffensets zur Plasmakanone hin sowie eine medizinische Kampfdroge, die unserer Regeneration beschleunigt, retten unsere Haut vor den Häretikern.

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Auf weiteren Streifzügen durch den größtenteils linear aufgebauten Level finden wir neben noch mehr Feinden, wertvolle Credits, die als Universalwährung fungieren, und sogar einige Waffen für unser Arsenal, deren Icons sich der Seltenheit entsprechend farblich unterscheiden. Ähnliches kennt man schon aus Diablo 3. Umso mehr freuen wir uns über den Fund eines lilafarbenen Schießprügels, weil dieser besonders selten sein soll. Allerdings können wir alle Ausrüstungsgegenstände erst in der nächsten Mission verwenden, denn das Inventar wird erst im zuvor beschriebenen Kartenraum zugänglich gemacht. Nachdem der letzte Scherge des Bösen sein Leben ausgehaucht hat, erhält der Inquisitor Erfahrungspunkte, die ihm zu einem Levelaufstieg verhelfen und Skill-Punkte zum Investieren freisetzen. Was darf es sein? Mehr Schaden aus der Ferne oder doch lieber ein besserer Schutzschild? Der Talentbaum ist ziemlich groß und hat mehrere Tabs, die die Kampfschulen aus dem WH40K-Universum beinhalten. Darüber hinaus gibt es weitere Vergünstigungen für den eigenen Charakter, wenn gewisse Missionen – wie etwa 250 Ungläubige erledigen – erfüllt werden. Schließlich dürfen auch die Attribute des eigenen Helden verbessert werden.

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Mit optimiertem Recken und besserer, seltener Ausrüstung ziehen wir sogleich zum nächsten Einsatzort. Doch schon im ersten Feuergefecht merken wir, dass etwas nicht stimmt. Statt des schicken lilafarbenen Flammenwerfers haben wir immer noch das Maschinengewehr der ersten Mission in den Händen. Wir vermuten zunächst einen Grafikfehler und stehen den Einsatz stoisch durch, wobei die erhöhten Attribute sich in deutlich einfacheren Kämpfen wie auch größerem, ausgeteilten Schaden stark bemerkbar machen. Erneut im Kartenraum angekommen werfen wir einen Blick ins Inventar: Alle seltenen Gegenstände, die wir in die nächste Mission mitgenommen haben, sind verschwunden. „Ganz ruhig, ist nur eine Alpha-Version“, kann man sich selbst zunächst einreden. Da wir dieses Mal weniger Glück bei der Schatzjagd hatten, statten wir unser Arsenal nun mit ungewöhnlicher Ausrüstung statt seltener aus. Siehe da, in der nächsten Mission hat sich die Ausrüstung entsprechend unseren Angaben angepasst. Doch als wir nach langer Zeit erneut eine seltene Waffe finden und diese anlegen wollen, verschwindet diese sogar noch vor dem Start des nächsten Einsatzes. Das muss unbedingt repariert werden, sonst sind Shitstorms vorprogrammiert.

Im Auge des Warpsturms20170217203518_1

Anfangs wirken die Missionen in Inquisitor – Martyr interessant und begeistern mit vielen Elementen aus dem Warhammer 40.000-Universum. Nach den ersten Spielstunden merkt man jedoch, dass der Levelaufbau sowie die darin enthaltenen Details sich ständig wiederholen. Dasselbe gilt auch für die Gegner. Die Texturen sind noch etwas unscharf und reichen keineswegs an ähnliche namhafte Titel heran. Vermutlich werden die Entwickler aber optisch bis zum Erscheinungstermin noch viel Material nachliefern können – auch wenn drittes Quartal 2017 für den aktuellen Stand ziemlich ambitioniert zu sein scheint. Wenn noch cineastische Zwischensequenzen dazukämen, wäre der Hit perfekt.

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Soundtechnisch ist das Spiel eher Durchschnitt. Der Soundtrack ist nicht so imposant, dass er als ein Genusserlebnis im Gedächtnis bleibt und die Soundeffekte sind zwar passend, tönen jedoch manchmal auch etwas verzögert, was natürlich auch an gelegentlichem Lag auf den Servern liegen mag. Noch gibt es außer dem Chat keine offensichtlichen Netzwerkfeatures oder wir haben diese noch nicht entdeckt. Immerhin soll der Titel als ein Action-Rollenspiel und nicht MMORPG vermarktet werden.

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Fazit

Warhammer 40K: Inquisitor – Martyr reiht sich unbeirrt in die Serie der erscheinenden Space-Marines-Spiele ein und macht mit seiner ersten Vorführversion Lust auf mehr. Doch gleichzeitig wird die riesige Baustelle offenbart, die vermutlich selbst zum Erscheinungstermin (3Q 2017) nicht vollständig abgeschlossen sein wird. Wir hatten zu Beginn Spaß an der Häretiker-Jagd, doch nachdem Diablo 3 oder Victor Vran bestens bekannt sind, kommt dieser Titel dem Spieler nicht mehr so innovativ vor, wie es die Entwickler gerne präsentieren würden. Letztendlich möchten wir uns nur über die finale Version ein Urteil erlauben, während diese Vorschau einen Einblick in die laufende Entwicklung geben soll, an der auch die Community beteiligt wird.

Geschrieben von: Witali Blum

Warhammer 40K: Inquisitor – Martyr

USK Alterseinstufung

Alterseinstufung ausstehend.

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