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The Witcher 3: Blood and Wine

Von Daniel Liebeherr am 18. Juni 2016 in Review

Der dritte Teil der Witcher-Reihe zählt wohl ohne Zweifel zum Besten, was das RPG-Genre aktuell zu bieten hat. Mit „Blood and Wine“ erschien nach „Hearts of Stone“ das zweite, nicht kostenfreie, Add-on für das Hauptspiel. Ob dies der krönende Abschluss der Reihe wird, klärt dieses Review.

Wie bereits beim ersten Add-on gibt es wieder drei Wege, sich ins Getümmel zu stürzen. Bei den ersten beiden wird der bestehende Charakter verwendet, das ist nur empfohlen falls dieser mindestens auf Stufe 34 steht. Die letzte Option ist für Neulinge, welche bis jetzt das Hauptspiel überhaupt nicht oder kaum, gespielt haben und gleich zum Add-on vorpreschen möchten. Ein Charakter mit Stufe 34 wird dazu neu generiert. Empfohlen sei an dieser Stelle jedoch mindestens mit Level 40 zu starten, da es einige der neuen Gegner in sich haben. Level 34 reicht da bei weitem nicht, möchte man nicht ständig die Flucht ergreifen müssen.

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Mooo-rderer

Geralt wird wegen einer Mordserie an Rittern von einem alten Bekannten in das Herzogtum Toussaint, welches im Süden auf der Karte liegt, gerufen. Das Land ist im Gegensatz zur bisherigen Spielwelt nicht vom Krieg gezeichnet. Doch das ist nicht der einzige Unterschied. Die Gesellschaft hebt ritterliche Ideale hoch, die Gegend besticht durch ein mediterranes Flair. Unweigerlich denkt man an die französische Provence oder Mittelitalien. Weinberge und Olivenhaine zieren das Bild. Irgendwie scheint hier so ziemlich alles anders zu sein. Turniere werden abgehalten, Burgfräulein von Rittern (deren Namen ebenfalls französisch oder italienisch klingen) auf Knien gebeten, ihnen den Hof machen zu dürfen. Von der krassen Armut, welche der Krieg in Nilfgaard mit sich gebracht hat, fehlt im Süden des Landes jede Spur. Die Häuser sind bunter als im deprimierendem Rest der Spielwelt, denn alles leuchtet in bunten warmen Farben, Pfaue und Fasane streifen durch das hohe Grass. Toussaint ist ein reiches Land des ewigen Sommers, mit strahlend blauem Himmel und azurfarbenen Seen. Eine Herzogin regiert ihre Untertanen aus einer größeren Stadt, die vom Umfang in etwa vergleichbar mit Novigrad ist, namens Baeuclaire heraus. Sie ist eine taffe Frau, die sich vor ihren männlichen Standesgenossen nicht zu verstecken braucht. Grafisch wurde die „Neue Welt“ exzellent in ihrer Stimmigkeit umgesetzt. Man mag gar nicht glauben, dass man immer noch dasselbe Spiel spielt. Die komplett neu komponierte Musik trägt ihr übriges zu diesem Eindruck bei und fügt sich optimal in die Szenerie ein.

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Geralt kommt dem Mörder auch gleich auf die Spur. Ein alter Vampir ist schnell als Täter ausgemacht. Beim Versuch, ihn zu stellen steht ihm plötzlich ein alter Bekannter, der selbst gleichzeitig Humanist und Vampir ist, zur Seite und bittet Geralt, den Täter zu verschonen, da dieser gute Gründe zu haben scheint. So gerät Geralt gleich zu Beginn zwischen die Fronten. Alle Ermordeten haben gemeinsam, dass sie die ritterlichen Ideale nicht allzu sehr hoch gehalten, geschweige denn gelebt, haben. Die Krise der toussaintschen Gesellschaft ist im Innern zu suchen, die Ursprünge ihrer Ideale sind längst vergessen, zu leeren Floskeln verkommen. Die Gebäude wirken romantisch leicht verfallen und dienen als Spiegelbild des ganzen Rittertums. Sie passen optisch in das Gesamtbild einer Gesellschaft, welche seit längerer Zeit in ihrer Entwicklung stagniert. Die Unzufriedenheit der Landbevölkerung, welche „fleißig und bescheiden“ sein soll, ist allgegenwärtig. Sie richtet sich gegen ein Rittertum, das lieber zecht und prahlt, als anstehende Probleme zu lösen.

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Wein schmeckt fein

Geralt tut sich insgesamt zu Beginn schwer mit seiner neuen Aufgabe: Hohle Sätze wie „Für die Ehre!“ stehen konträr zu seinem Pragmatismus, während es den Rittern öfter an Logik und Sachverstand mangelt. Ihre Sprache ist sehr blumig und wird oft in Reimen bei entsprechenden Anlässen vorgetragen. Dem Hexer fehlt schlichtweg oftmals die Geduld dafür. Es geht schließlich darum, weitere Morde zu verhindern. Er schafft es jedoch langsam aber sicher sich einzufügen und nimmt sogar an einem Turnier unter seinem Ritternamen teil.

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Allzu schlecht geht es ihm insgesamt auch gar nicht, denn seine Taten haben sich in Toussaint zu Legenden entwickelt, während über sein seltsames Aussehen hinweggesehen wird. Und Legenden lieben die Leute hier wirklich. Auch sein alter Bekannter Rittersporn ist hier nicht ganz unbekannt. Geralt wird öfter auf den Dichterfreund angesprochen, als ihm lieb ist. Die Einwohner sind insgesamt freundlicher, der Hexer wird kaum angefeindet. Niemand schreit ihm hier „Witchfucker“ hinterher, das wäre schlicht und ergreifend unhöflich. Man gibt sich weltoffen. „Migrationsprobleme“ sind genauso unbekannt wie Krieg und Elend. Die meisten Einwohner sind Menschen, ein paar wenige Zwerge stören Niemanden weiter. Ein Weingut darf der Hexer als Dank für die Aufklärung des ersten Mordfalls sein eigen nennen. Das Geschenk der Herzogin hat es in sich: Hier darf sich der angehende Bauherr austoben. Jede Menge Möglichkeiten zur Dekoration und zu Renovierungen erweitern das Spiel um ein gut gelungenes Element, welches sich mit der Zeit als ganz praktisch erweist. Fallout 4 scheint da wohl Pate gestanden zu haben.

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Kein Drieß mit Triss

Trotz aller Schönheit lauert an mancher Ecke Gefahr durch Monster, von denen zahlreiche Neue für das Add-on kreiert worden sind, während „alte Bekannte“ von ihrer Stufe her angepasst worden sind. Wie bereits im ersten Add-on trifft der Spieler auf etliche Zwischenbosse, taktisches Vorgehen ist erneut gefragt. Die zahlreichen Nebenquests sind vielfältiger als je zuvor im dritten Teil der Reihe. Das ewige Monsternester-ausräuchern wurde auf ein Minimum reduziert. Insgesamt greifen Haupt- und Nebenmissionen gekonnt ineinander über. Das eigentliche Novum sind neue Mutagene, die Geralt erforschen kann. Auch dieser Aspekt wird mit einer umfangreichen Nebenmission eingeleitet: Ein Vater, dessen Sohn selbst Hexer wurde, wollte seinen Zögling wieder zum Menschen machen, bewirkte jedoch durch seine Forschung das genaue Gegenteil. Geralt stößt durch einen Brief von Triss darauf und schafft es, sich das Wissen des unglückseligen Alchemisten anzueignen.

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Ansonsten ist aber alles weitgehend beim Alten geblieben: Das Menü wurde dank des aktuellen Patches 1.21 nochmal aufgeräumter gestaltet, das Quest-System hingegen leider nicht verbessert. So kann nach wie vor nur eine Quest gleichzeitig verfolgt werden. Dies ist aber auch das einzige Manko des ansonsten vielleicht besten RPGs, welches zurzeit erhältlich ist.

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Fazit

Mit insgesamt noch einmal 30 Spielstunden findet die Witcher-Reihe einen krönenden Abschluss. Für all jene, die bis jetzt einen Bogen um den dritten Teil gemacht haben, sollten sich spätestens jetzt dafür entscheiden. Grade die beiden Kauf-Add-ons bieten in sich geschlossene Geschichten, welche eine ganz wunderbare Eigendynamik an den Tag legen und zudem höchst liebevoll gestaltet worden sind.

Positiv

  • eine weitere spannende Geschichte
  • ganz eigen(artig)e Spielwelt
  • Preis extrem Fan-freundlich

Negativ

  • Quest-System immer noch suboptimal
92

Geschrieben von: Daniel Liebeherr

The Witcher 3: Wild Hunt

Publisher:CD Porject RED
Entwickler:CD Project RED
Release Datum:19. Mai 2015

USK Alterseinstufung

Keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.

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