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The Quarry im Test – Starker Start, schwaches Ende

Von Christian Heldmaier am 24. Juli 2022 in Review

Seit Until Dawn hat sich Supermassive Games zu einer der führenden Adressen in Puncto „interactive Storytelling“ entwickelt. Mit The Quarry liefert das Entwicklerstudio zusammen mit dem Publisher 2K Games ihr jüngstes Werk ab. In unserem Test verraten wir euch, warum es sich allerdings nicht unbedingt um ein Meisterwerk handelt.

Camp Hackett’s Quarry

Worum geht es in The Quarry?

The Quarry macht seinem Namen keine offensichtliche Ehre. Ein US-Sommercamp im Wald, eine Gruppe Teenager und die hereinbrechende Nacht. Das klingt dann doch eher nach einem klassischen 80er-Jahre Horrorfilm, als nach „Der Steinbruch“, wie der Titel des Spiels auf Deutsch lauten würde.

Aber genau dieses Setting dient als Basis für die Geschichte. Und nicht nur die genannten Klischees sind es, die an die großen Kultreihen der Horrorfilme erinnern. Wer sich in diesem Filmgenre auskennt und genau hinschaut, der wird an der einen oder anderen Stelle weitere Parallelen entdecken können.

Allerdings schwingt die Bedrohung in The Quarry keine Axt und heißt auch nicht Jason. Vielmehr scheint in den Wäldern rings um das Camp eine grauenhafte Bestie zu hausen, deren Natur es erst noch genauer zu ergründen gilt. Doch erste Übergriffe machen schnell klar, dass es sich um eine ernste Bedrohung handelt. Und was hat es mit den Rätselhaften Jägern auf sich, die durch den Wald schleichen?

Für unsere Teenager-Gruppe wird aus einer geplanten Party bald ein Kampf ums Überleben. Wer mit heiler Haut davon kommt, liegt dabei in unseren Händen.

The Quarry Camp Plan

Ist The Quarry gruselig?

Natürlich drängt sich bei dem gewählten Setting eine Assoziation mit den Horrorfilmen der „Freitag der 13te“-Reihe auf. Tatsächlich ist der Gruselfaktor auf einem ähnlichen Niveau anzusiedeln. Das Spiel zeigt uns immer wieder unheimliche Erscheinungen oder weckt den Eindruck drohender Gefahr. Ein großer Teil spielt in dunkler Umgebung, in Wäldern, verlassenen Gebäuden oder Höhlen.  Je nach Spielweise gibt es Unmengen an Blut, abgetrennte Gliedmaße und natürlich auch den einen oder anderen brutalen Tod zu sehen.

The Quarry bringt also vieles an klassischen Horrorelementen mit, wird dadurch aber trotzdem nicht zu einem echten Schocker. Das hat vor allem drei Gründe.

  1. Die Hintergrundmusik, die bei vielen Spielen den ständigen Eindruck einer Bedrohung vermittelt und uns dadurch schon fast in die Paranoia treiben kann, wirkt in The Quarry weit weniger beängstigend.
  2. Die Dialoge und Synchronsprecher, auf die wir später noch etwas genauer eingehen werden, transportieren den Schrecken nicht immer ganz glaubwürdig.
  3. Und zu guter Letzt werden Jump-Scares sehr sparsam eingesetzt, was man aber eher positiv bewerten sollte, da Spiele wie Little Hope in der Vergangenheit gezeigt haben, dass hier mehr nicht immer besser sein muss.

Während man bei Spielen wie Silent Hill oder Resident Evil Biohazard also hinter jeder Ecke mit einem grausamen Ende rechnet, hält sich der Horror in The Quarry eher in Grenzen. Trotz gutem Settings bleibt vieles vorhersehbar und ein ständiges Gefühl der Bedrohung bleibt aus. Wir nehmen im Spiel mehr die sichre Rolle eines Beobachters als eines direkt bedrohten Protagonisten ein.

The Quarry

Wie funktioniert das Spielprinzip?

The Quarry folgt bei seinem Spielprinzip dem vor allem in der The Dark Pictures Anthology bereits mehrfach erprobten Konzept. Wer einen dieser Titel bereits gespielt hat, kann den folgenden Abschnitt also getrost überspringen.

Wir durchleben mit einer Reihe von Charakteren eine Gruselgeschichte in deren Verlauf wir abwechselnd in die Haut der verschiedenen Personen Schlüpfen und ihre Handlungen maßgeblich beeinflussen. Hierzu gibt es vor allem sechs Einflussfaktoren:

  1. Entscheidungen in Dialogen
  2. Handlungsentscheidungen (z-B. Kampf oder Flucht)
  3. Quicktime Events
  4. Finden von Hinweisen
  5. Finden von Gegenständen
  6. Umgang mit Schusswaffen

Dialogentscheidungen:

In Dialogen können wir durch Entscheidungen immer wieder die Beziehungen zwischen den Charakteren, aber auch die von ihnen eingeschlagenen Wege beeinflussen. Wollen wir eine Romanze vorantreiben oder sie beenden? Wollen wir, dass unsere Spielfigur heldenhaft handelt oder sich lieber in erster Linie um die eigenen Belange kümmert? Im Dialog werden wir immer wieder vor die Wahl gestellt, wie sich die einzelnen Protagonisten gebaren sollen.

Handlungsentscheidungen:

Aber nicht nur in Dialogen, auch im laufenden Spiel sind immer wieder Entscheidungen gefragt. So können wir den Weg unserer Figuren durch die kleinen frei erkundbaren Gebiete frei bestimmen oder müssen in kritischen Situationen entscheiden, ob wir beispielsweise lieber fliehen oder einem Camp-Kameraden beistehen wollen. Letzeres kann die zwischenmenschlichen Beziehungen nachhaltig beeinflussen oder im Extremfall sogar den Tod einer Spielfigur nach sich ziehen.

The Quarry Entscheidung

Quicktime Events:

Immer wieder gilt es im Spiel Quicktime Events zu meistern. Indem wir im richtigen Moment eine Richtungstaste drücken, weichen wir beispielsweise einem Hindernis aus. Mit einem gut getimten Tastendruck springen wir über einen Abgrund hinweg. Oder wir halten durch das Drücken einer Taste solange die Luft an, bis ein Gegner an uns vorüber gegangen ist, ohne uns bemerkt zu haben.

Scheitern wir bei solchen Quicktime Events kann dies kritische Folgen nach sich ziehen.

Hinweise aufspüren:

Im Spiel sind an vielen Stellen verschiedene Hinweise versteckt, die uns einen tieferen Einblick in die Geschehnisse liefern. Dies ermöglicht an mancher Stelle auch, die richtigen Entscheidungen zu treffen um unsere Charaktere unbeschadet durch die Geschichte zu lotsen.

The Quarry Tarot

Nützliche Gegenstände finden:

Im Spiel verbergen sich von Zeit zu Zeit auch nützliche Gegenstände, die nicht unbedingt für den weiteren Spielfortschritt notwendig sind, uns unter Umständen aber äußerst nützlich werden können.

Treffen wir beispielsweise auf einen Gegner, kann es sehr hilfreich sein, wenn man zuvor irgendwo im Camp einen kleinen Feuerwerkskörper gefunden hat, der nun als Ablenkungsmanöver eingesetzt werden kann.

Umgang mit Schusswaffen:

Immer wieder kommt es auch vor, dass die Spielfiguren in den Besitz einer Schusswaffe gelangen. Doch ob und wie sie eingesetzt wird, liegt auch hier regelmäßig im eigenen Ermessen.

Schießt man zu früh und unbedacht, kann dies ebenso fatale Folgen haben, als wenn man zu lange zögert oder nicht genau genug zielt.

The Quarry Waffen

Wie lang geht The Quarry?

Für einen Durchlauf von The Quarry wird eine Spielzeit von etwa 9 bis 10 Stunden benötigt. Wer wirklich alle Hinweise, Tarotkarten etc. finden will, kann auch noch etwas mehr Zeit aufwenden.

Damit ist die Spieldauer in etwa doppelt so lang, wie bei House of Ashes aus der The Dark Pictures Anthology.

Aber auch hier gilt, wer nur eine Runde spielt, hat bei weitem nicht alles erlebt, was es zu erleben gibt. Durch das variable Spielerlebnis und die beiden Koop-Modi, bietet The Quarry einen sehr großen Wiederspielwert.

Wie schwierig ist The Quarry?

Im Vergleich zur The Dark Pictures Anthology lässt uns The Quarry in der voreingestellten Grundeinstellung reichlich Zeit für unsere Entscheidungsfindung und stellt auch bei den Quicktime-Events nur geringe Ansprüche an unser Reaktionsvermögen. Wir benötigen zum Absolvieren der Quicktime-Events nicht mehr als den Control-Stick und einen Knopf.

Das Spiel will uns also nicht scheitern lassen, sondern überlässt uns die Entscheidung darüber, wie geschickt die einzelnen Figuren agieren sollen. Das Bedeutet im Umkehrschluss aber auch keine echte Herausforderung.

Wer Zeitdruck liebt, der kann in den Einstellungen die Reaktionszeiten wenigstens noch etwas modifizieren, um den Stresslevel und damit die Spannung etwas zu erhöhen.

The Quarry Quicktime

Wie ist die deutsche Synchronisation?

Wie auch schon in dem einen oder anderen Teil der The Dark Pictures Anthology ist auch bei The Quarry die deutsche Synchronisation zwar insgesamt gut gelungen, hat aber noch Luft nach oben. Zwischen den einzelnen Charakteren und ihrer Vertonung existieren merkliche Qualitätsunterschiede. Während es einigen Synchronsprechern gelingt, Emotionen sehr gekonnt und glaubhaft wieder zu spiegeln, wirkt die Sprache anderer Figuren teilweise etwas zu hölzern.

Diese Schwächen sind zwar so gering, dass man bei einem durchschnittlichen Rollenspiel ohne weiteres über sie hinwegsehen könnte, fallen aber bei einem Spiel wie The Quarry deutlich mehr ins Gewicht. Durch den starken Fokus auf die Geschichte, die vor allem durch Dialoge und Emotionen der Spielfiguren lebt, stört von Zeit zu Zeit eine nicht ganz gelungene Betonung oder einstudiert wirkende Textpassage die Immersion erheblich.

Auch darf man keine durchweg gute Lippensynchronität erwarten, was aber auch ein überzogener Anspruch wäre.

Was ist eine besondere Stärke von The Quarry?

Besonders positiv sind uns die vielfältigen Charaktere aufgefallen. Jeder Protagonist hat seine individuellen Eigenheiten und wirkt glaubwürdig. Die relevanten Spielfiguren erhalten alle ausreichend Zeit, um uns vorgestellt zu werden. So haben wir genug Gelegenheit, eine Bindung zu Ihnen aufzubauen und Sympathien oder Antipathien zu entwickeln.

Durch die so entstehenden glaubwürdigen Charaktere wird die Immersion verstärkt und die von uns getroffenen Entscheidungen fühlen sich tatsächlich bedeutsamer an. Wer will einen liebgewonnenen Charakter schon gerne sterben sehen?

Was ist eine besondere Schwäche von The Quarry?

Am wenigsten hat uns das Ende des Spiels überzeugt. Zwar gab es einige Indikatoren, die auf dieses hindeuteten, das tatsächliche Ende kam dann jedoch äußerst abrupt und überraschend. Mitten im gefühlten Finale war urplötzlich Schluss.

Viele der Fäden des Spiels fühlten sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen an. Zwar wird in der Endsequenz noch versucht, einige dieser ungelösten Punkte abzuarbeiten, wirklich befriedigend ist dies aber nicht.

Spiele wie Man of Medan oder Hosue of Ashes haben hier weit elegantere Lösungen gefunden, um einen guten Abschluss zu inszenieren.

Fazit:

Ich bin ein großer Freund von Story-getriebenen Spielen, die sich am Rande zum interaktiven Film bewegen. The Quarry hat zunächst alles, worauf es bei einer guten interaktiven Geschichte ankommt. Vielseitige Charaktere, genügend Zeit um diese zu entwickeln, zahlreiche Entscheidungsmöglichkeiten, ein interessantes Setting und eine spannende Geschichte.

Die ersten Spielstunden hat mich The Quarry mit diesem Rezept auf ganzer Linie überzeugt. Dennoch schaffte es das Spiel am Ende nicht in meine persönlichen Genre-Top 3:

1: Detroit: Become Human

2: Heavy Rain

3: House of Ashes

Das Hauptproblem liegt in der sehr stark zerfaserten Geschichte. Etwa ab der Hälfte der Spielzeit werden so viele unterschiedliche Handlungsstränge parallel bearbeitet, dass man sich kaum noch in alle einfühlen kann. Wer ist jetzt wo und warum und bei wem geht es gerade um was? Man droht den Überblick zu verlieren, da fast jeder Charakter sein eigenes Süppchen kocht und darunter leidet die Immersion enorm. Auch die spannenden zwischenmenschlichen Beziehungen, die das erste Viertel der Spielzeit noch stark prägen, werden irgendwann zur Randnotiz.

Der krönende Abschluss ist dann ein viel zu plötzliches Ende. Gerade als die Spannung den Siedepunkt erreicht, wird völlig unvermittelt der Stecker gezogen. Der folgende Abspann schafft es nicht, alle offenen Fragen elegant und plausibel zu beantworten und so bleibt man als Spieler mit einem sehr unbefriedigendem Gefühl zurück.

The Quarry ist auf jeden Fall ein gutes Spiel, wenn man wie ich interaktive Geschichten liebt. Aber das aus meiner Sicht zu zerfaserte Storytelling und ein misslungenes Ende trüben den finalen Gesamteindruck deutlich.

Positiv

  • Vielseitige Charaktere
  • Tolle Optik
  • Vielfältige Entscheidungsmöglichkeiten

Negativ

  • Zu plötzliches Ende
  • Kleine Schwächen in der Synchronisation
  • Zu wenig Herausforderung
81
Christian Heldmaier

Geschrieben von: Christian Heldmaier

Gelernter Mediengestalter und Master of Science in der Fachrichtung Publishing. Berufserfahren in den Feldern Social Media Management, Webmonitoring, Online Marketing, SEA und SEO.

The Quarry

The-Quarry
Publisher:2K Games
Release Datum:10. Juni 2022
Kurzbeschreibung:Am letzten Tag des Sommercamps wollen die Betreuer von Hackett’s Quarry feiern. Doch aus dem Partyplan wird eine Nacht des Grauens.

Verfügbar für

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Genre

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USK Alterseinstufung

Keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.

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