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Super Seducer: How to talk to Girls

Von Daniel Liebeherr am 8. April 2018 in Review

Super Seducer hatte im Vorfeld der Veröffentlichung bereits für etwas Presserummel gesorgt. Auf der Playstation 4 durfte das Spiel trotz vorheriger Ankündigung nicht erscheinen, denn Sony hatte die Sexismus-Bremse gezogen. Ob das berechtigt war, soll dieser Test klären.

Spiel komm raus, du bist umzingelt!

 

Super Seducer ist im Grunde genommen gar kein Spiel, selbst die Bezeichnung interaktiver Film wäre ein unverdientes Lob. Mit Titeln wie Phantasmagoria, die damals in den Neunzigern Spieler das Gruseln lehrten, hat Super Seducer nichts gemeinsam. Was fehlt ist die fiktive Erzählstruktur. Hier wird keine Geschichte vermittelt, sondern die „Spieler“ werden darauf getrimmt, wie sie beim schönen Geschlecht landen können. Eine Ansammlung von Lehrvideos klärt den interessierten Käufer darüber auf, wie er unter anderem mitten auf Straße wildfremde Frauen korrekt anspricht, um diese letzten Endes ins Bett zu zerren.

Der Geniestreich stammt von Richard La Ruina, selbst ernannter Pick-Up-Guru. Sogenannte Pick-Up-Artists wenden verschiedene psychologische Tricks an, um Frauen so zu manipulieren, dass diese mindestens mal ihre Telefonnummer an den entsprechenden Manipulator verlieren. Dabei wird behauptet, dass wirklich jeder Mann wunderschöne Frauen „abschleppen“ kann, wenn er denn nur ein Haufen Geld für entsprechende Seminare ausgibt. In diesen Seminaren müssen die Teilnehmer bestimmte Aufgaben erfüllen, wie beispielsweise innerhalb einer bestimmten Zeit unter Vorspiegelung falscher Tatsachen – „Ich bin neu in der Stadt und kenne hier niemanden.“ – eine gewisse Anzahl an Telefonnummern von wildfremden Frauen abzugreifen. Im Hintergrund dieser Geschichte steht die Denkweise: „Die wollen es doch so!“ Wer eine hohe Toleranz fürs Fremdschämen aufweist, dem sei an dieser Stelle die Doku Die Verführungskünstler von Johanna Bentz ans Herz gelegt, um sich selbst ein Bild dieser Sektierer zu machen.

Cliché – ole, ole!

 

Das Werk ist in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln verfügbar. Über das Menü gelangt man zum eigentlichen Trainingspfad mit Klick auf den „Geschichtsmodus“. In zehn Kapiteln gilt es, sich langsam an das fremde Wesen Frau heran zu tasten. Verschiedene Szenarien, wie das Erblicken der Beute auf der Straße, Club- und Cafébesuche, Flirten am Arbeitsplatz, sowie eine gute Freundin „rumzukriegen“ werden durch Trial and Error zum bestmöglichen Abschluss gebracht. Die gezeigten Videos, in denen der selbsternannte Guru sein Glück versucht, werden immer wieder durch Fragefelder unterbrochen. Hier muss man aus einer Anzahl von Antworten die richtige Vorgehensweise auswählen. La Ruina blendet sich in seinem Briefing Room, in dem sich zwei Damen neben dem Guru auf einem französischen Bett räkeln und dabei debil an der Kamera vorbei grinsen, nach jeder Antwort ein, um diese zu kommentieren und seine Bewertung in Form eines farbigen Herzens abzugeben. Je nach der Güte der Antwort tragen die beiden Frauen mal mehr, mal weniger. Einziger Pluspunkt sind die „falschen“ Antworten, denn da bekommt La Ruina auch mal eine gelangt. Das wirkt jedoch eher unfreiwillig komisch. Der Indoktrinierung entkommt man so oder so nicht, möchte man sich alle möglichen Szenen anschauen. Erst nach erfolgreichem Abschluss eines Levels darf man sein Repertoire an angewandtem Sexismus durch das Abspielen weiterer Videos erweitern.

Über dieses hier angewandte Prinzip werden Frauen sehr schnell de-individualisiert: Die aufgezeigten Tricks und Kniffe gelten laut La Ruina ausnahmslos für das gesamte schöne Geschlecht.

 

Im Menüpunkt „Ratgeber“ darf man sich die gegebenen Antworten plus Kommentare noch einmal ansehen. Unter „Extras“ finden sich einige Outtakes, in denen La Ruina hauptsächlich Frauen belästigt und verzweifelt versucht, sich von seiner menschlichen Seite zu zeigen. Zwei Videos, in denen der Guru unter anderem darauf hinweist, dass eine der Schauspielerinnen sein Eheweib ist, enthalten noch ein paar abschließende Tipps. Mehr hat Super Seducer nicht zu bieten. Die ganze Sache lässt sich locker in ca. einer Stunde hinter sich bringen.

 

Fazit

Dass Super Seducer als Spiel verkauft wird, macht das die Sache besonders gefährlich. Frauen erfolgreich „aufreißen“ bekommt den Charakter, Levelweise aufzusteigen: Von der Telefonnummer über einen Kuss bis hin zum „Endboss“ Sex müssen alle Level bestanden werden. Selbst Nichtpsychologen sollten recht schnell erkennen, wohin diese Denkweise führt.

Der Skandal um Harry Weinstein hat gezeigt, dass der Sexismus trotz jahrzehntelanger Frauenbewegung bei einigen „echten Kerlen“ immer noch tief verwurzelt ist. Dieses „Spiel“ ist ein schöner Beweis dafür. Natürlich sollte Kunst immer frei bleiben, daher hat die Absage von Sony einen bitteren Beigeschmack. Doch muss man leider festhalten, dass Super Seducer noch weniger künstlerischen Anspruch bietet, als beispielsweise Candy Crush.

Positiv

  • stellenweise unfreiwillig komisch

Negativ

  • im Grunde genommen kein Spiel
  • Sexismus hoch Zehn
41

Geschrieben von: Daniel Liebeherr

Super Seducer: How to talk to Girls

Entwickler:RLR Training Inc
Release Datum:6. März 2018
Kurzbeschreibung:Ihr wollt wissen, wie man dem schönen Geschlecht näher kommt? Super Seducer: How to talk to Girls will Abhilfe schaffen.

Verfügbar für

Genre

USK Alterseinstufung

Alterseinstufung ausstehend.

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