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Rage 2 – Doom meets Postapokalypse

Von Daniel Walter am 28. Mai 2019 in Review

Mit Rage 2 veröffentlichen Bethesda, id Software und die Avalanche Studios den Nachfolger des 2011er Open-World-Abenteuers mit postapokalyptischem Szenario und abgedrehten Charakteren. Ob uns die Fortsetzung des Shooters, bei der ebenso wie bei Just Cause 4 die Apex Engine zum Einsatz kommt, überzeugen konnte, zeigen wir euch im Test.

Die Obrigkeit ist zurück

Bevor wir ins Spiel starten, entscheiden wir uns für eine von insgesamt vier Schwierigkeitsstufen. Neben „leicht“, „normal“ und „schwer“ gibt es auch eine Alptraum-Stufe für besonders erfahrene postapokalyptische Kämpfer. Nach der einleitenden Sequenz, die uns den groben geschichtlichen Rahmen vermittelt und uns darüber aufklärt, dass die Obrigkeit rund um Anführer General Cross ihre Mission zur Auslöschung der Schwachen begonnen hat, müssen wir uns entscheiden, ob wir einen männlichen oder weiblichen Charakter steuern möchten. Ist dies geschehen, statten wir uns schleunigst mit Waffen aus und stürzen uns ohne Umwege ins Gefecht. Ohne wirklich zu wissen, gegen wen oder was wir gerade kämpfen, folgen wir unserer Freundin namens Lily nach draußen, wo uns eine groß angelegte futuristische Siedlung erwartet, in der an allen Ecken gekämpft wird. Die alienartigen Kreaturen, mit denen wir es zu tun bekommen, fahren von Beginn an große Geschütze auf und legen alles um uns herum in Schutt und Asche. Wir kämpfen uns durch das Gelände und müssen hilflos dabei zusehen wie einem mächtigen Verbündeten, einem sogenannten Ranger, von einem riesigen Monster der Kopf abgerissen wird, woraufhin wir uns kurzerhand seine Ausrüstung schnappen und selbst ins Ranger-Kostüm schlüpfen. Dieses bringt allerlei Vorteile mit sich und wird sich im Kampf als äußerst nützlich erweisen. So ermöglicht uns die Rüstung beispielsweise, den Overdrive zu nutzen, sobald dieser ausreichend aufgeladen wurde. Der Overdrive füllt nicht nur nach und nach unsere Gesundheitsanzeige auf, sondern erhöht auch kurzzeitig den von uns verursachten Schaden, was es uns erlaubt, mehrere Gegner in der Nähe nacheinander sowie ohne großen Aufwand zu töten. Wie der Spezialangriff genau aussieht, hängt von der ausgewählten Waffe ab.

Alle Last auf unseren Schultern

Wenige Augenblicke später erreichen wir Erwina Prowley, sozusagen unsere Adoptiv-Mutter, und unterstützen Sie im Hof der Anlage, wo die Kämpfe am härtesten sind. Als wir kurz darauf General Cross gegenüberstehen ist auch klar, dass es seine Truppen sind, die im Rahmen ihrer Auslöschungsmission alles und jeden niedermetzeln. Nach einem Angriff auf unseren Standort verlieren wir kurzzeitig das Bewusstsein und beobachten anschließend aus einiger Entfernung, wie Cross Prowley tötet und seine Vernichtungsmission anschließend mit voller Härte fortsetzt. Erneut übermannt uns die Ohnmacht und als wir das zweite Mal erwachen, liegt alles um uns herum in Trümmern. Von Lily erfahren wir, dass es nur eine handvoll Überlebender gibt, alle anderen sind der mächtigen Obrigkeit zum Opfer gefallen. Dieser Umstand macht uns zum letzten lebenden Ranger. Wir fassen den Entschluss, in die Fußstapfen der legendären Kämpfer zu treten und die geheimen Aufzeichnungen der Ranger dafür zu nutzen, um die wiedererstarkte Obrigkeit zu Fall zu bringen. Dabei helfen uns unter anderem sogenannte Archen, die wir an vielen Orten in der offenen Welt finden können. Sie bieten uns die Chance, ID-Erweiterungen zu nutzen, die uns mit neuen Fertigkeiten, auch Nanotritenfähigkeiten genannt, ausstatten. Diese erlauben uns beispielsweise, eine Art Warp zu nutzen, um feindlichen Angriffen gezielt auszuweichen, einen schützenden Energieschild zu erzeugen oder auch einen Doppelsprung in der Luft auszuführen. Alle neuen Fähigkeiten oder erhaltenen Archewaffen können wir in einem kleinen Trainingsraum testen, um uns mit ihnen vertraut zu machen, bevor es zurück ins Spiel geht. Nachdem wir unsere erste ID-Erweiterung eingesammelt haben, entlässt uns Rage 2 in eine große, offene Spielwelt, in der wir nach Verbündeten suchen, die uns beim Kampf gegen die Obrigkeit zur Seite stehen.

Packende Kämpfe mit enormem Tempo

Ab der ersten Spielsekunde überrennt uns der Titel förmlich mit seinem Spieltempo. Die actionreichen Shooter-Passagen zählen sicherlich zu den größten Stärken des Spiels. Hier werden Erinnerungen an Doom wach, denn auch in Rage 2 stürmen Feinde von allen Seite auf uns zu und gefühlt an jeder Ecke ballert, brennt oder explodiert es. Die treibende Musik leistet ebenfalls ihren Beitrag und versetzt uns während der Kämpfe dauerhaft in einen intensiven Stress-Modus. Wir bekommen es nicht nur mit gewöhnlichen Feinden, sondern auch mit hartnäckigen gepanzerten Feinden sowie imposanten Bossgegnern zu tun, bei denen wir unsere Fähigkeiten geschickt einsetzen müssen. In der Spielwelt warten neben storyrelevanten Missionen und den erwähnten Archen, die es zu entdecken gibt, außerdem diverse Nebenaufgaben, wie zum Beispiel Straßensperren oder Wachtürme auf uns. Dabei handelt es sich um Außenposten unserer Feinde, die wir angreifen und von Gegnern säubern können, um anschließend ein gefahrloses Passieren möglich zu machen. In den Lagern finden wir zudem allerlei Lagerkisten mit nützlichen Inhalten, beispielsweise Munition oder Ressourcen wie Feltritt, das zum Verbessern unserer Ausrüstung genutzt werden kann. Ebenfalls überzeugen konnte uns die Umsetzung unseres Fahrzeugs, genannt Phönix. Es macht nicht nur enorm Spaß, mit dem gepanzerten Truck und seiner arcade-mäßigen Steuerung durch die Spielwelt zu heizen, auch die Kämpfe mit dem Fahrzeug können überzeugen. Uns stehen beispielsweise Gatling-Guns, Lenkraketen oder Mörser zur Verfügung, mit denen wir unser Fahrzeug nach und nach ausstatten können. Wenn wir mit dem Phönix durch gegnerische Gruppen fahren und den Feinden mit der Spezialausrüstung des Wagens zusetzen, fühlt es sich sogar hin und wieder ein wenig nach Carmageddon an. Auch die Möglichkeit, über diverse Rampen zu springen, den trockenen Sand der postapokalyptischen Umgebung aufzuwirbeln oder Teile der Spielwelt mit dem Fahrzeug zu demolieren macht Laune und sorgt definitiv für Spielspaß. Wer zwischendurch nach etwas Abwechslung sucht, kann sich außerdem in packenden Arenakämpfen beweisen, in denen uns mehrere Wellen von Gegnern das Leben schwer machen, oder an tempogeladenen Autorennen teilnehmen, die uns die Chance bieten, unsere Fahrfähigkeiten zu verbessern und neue Fahrzeuge freizuschalten.

Eine große, offene und leere Welt

Der Spielspaß wird an anderer Stelle hingegen etwas eingedämmt. Ein großes Problem von Rage 2 ist die offene Spielwelt. Diese wirkt fast durchgehend leer und uninteressant und schafft es auch nicht wirklich, eine glaubhafte postapokalyptische Stimmung zu kreieren. Abseits der Lager und Missionen entdecken wir hier und da eine Gegnergruppe, wirklich belebt sieht die Umgebung aber zu keiner Zeit aus. Es fühlt sich fast so an, als wären wir alleine auf einem fremden Planeten unterwegs. Dadurch wirken die Wege, die wir mit dem Auto zurücklegen müssen, auch häufig länger als sie eigentlich sind, da die Landschaft um uns herum einfach wenig zu bieten hat. Dies führt dazu, dass man, sobald diese freigeschaltet ist, eigentlich fast immer auf die Schnellreise-Funktion zurückgreift. In den Handelsstädten und Außenposten ist es etwas besser, aber auch hier fehlt einfach die eindringliche Atmosphäre, die man von einem postapokalyptischen Setting erwartet. Was bei Mad Max an einigen Stellen oder beim Großteil der Fallout-Reihe weitestgehend gelingt, schafft Rage 2 bei der Umsetzung der Weltuntergangsstimmung insgesamt leider nicht, nämlich zu fesseln und eine bedrohliche Grundstimmung zu schaffen. Alles wirkt zu großen Teilen zu beliebig, was natürlich auch daran liegt, dass es, anders als beispielsweise in Fallout, kaum Dinge zu entdecken gibt. Die meisten Häuser unterwegs können nicht betreten werden und so erfahren wir natürlich so gut wie nichts über die Schicksale einzelner Bewohner. Außerdem können wir Kisten nicht öffnen, sondern lediglich zerstören, um an die darin gelagerten Dinge zu kommen, was die oberflächliche Umsetzung der Welt noch unterstreicht. Bei linearen Spielabschnitten, wie zum Beispiel beim Intro in der Siedlung oder auch bei späteren Ausflügen in die Kanalisation oder bei Kämpfen in einzelnen Gebäuden , ist die Stimmung hingegen sehr viel intensiver und lässt die etwas triste offene Welt für kurze Zeit vergessen.

Grafisch Luft nach oben

Die grafische Darstellung von Rage 2 ist ein zweischneidiges Schwert. So können sich Spiegelungen und Lichteinfälle oder auch feuchte Oberflächen durchaus sehen lassen. Gleiches gilt für Feuer und Rauch sowie für die allgegenwärtigen Explosionen. Zwar sind einige Texturen beim genaueren Hinsehen etwas verwaschen, da die Darstellung aber insgesamt eher stilisiert und leicht comicartig als realistisch ist, fällt dies nicht so sehr ins Gewicht. Die teilweise unnatürlichen und steifen Bewegungen der Charaktere sowie ihre mitunter sehr seltsame puppenhafte Mimik tun dies aber schon und können nicht wirklich überzeugen. Auch die Haare kleben oftmals einfach nur am Kopf, selbst wenn die entsprechende Figur gerade eine ausladende Kopfbewegung durchführt. Lobend zu erwähnen sind dagegen die deutlich sichtbaren aufgewirbelten Staubwolken, die unser Auto beim Fahren durch die Spielwelt verursacht. Hier hat man wirklich das Gefühl, auf einer sandigen Oberfläche unterwegs zu sein. Ebenfalls etwas zwiespältig ist im Übrigen die Soundausgabe. An der professionellen Leistung der Sprecher gibt es hierbei zwar nichts auszusetzen. Der häufig übertrieben plumpe und lässige Tonfall und die zugehörige Wortwahl wirken aber oft deplatziert. Hier wird uns die punkige Attitüde des Titels so dick auf unser Brot geschmiert, dass es einfach etwas zu viel des Guten ist.

Fazit:

Als Fan von postapokalyptischen Szenarien war ich sehr gespannt auf Rage 2, gerade da Teil 1 mittlerweile doch schon ein paar Jahre hinter uns liegt. Der Nachfolger hat es geschafft, mich mit seinem fulminanten Intro sofort an den Bildschirm zu fesseln. Wir steigen ins Spiel ein und finden uns mitten in temporeichen Gefechten wieder, die uns keine Zeit zum Verschnaufen geben. In diesen Momenten, in denen wir in begrenzten Bereichen kämpfen und uns mit zahlreichen Gegnern auseinandersetzen müssen, ist Bethesdas neuster Open World-Streich wirklich sehr stark. Das dort kreierte Doom-Spielgefühl kann überzeugen und macht jede Menge Spaß. Das Gleiche gilt für den Umgang mit unserem Fahrzeug. Nicht nur das arcade-mäßige Fahren an sich, sondern auch der Einsatz der Fahrzeug-Gadgets machen wirklich Spaß und versprühen einen Hauch Carmageddon. Das große Problem des Spiels ist hingegen die offene Welt. Da es der Titel nicht schafft, die Spielwelt interessant, belebt und atmosphärisch wirken zu lassen, motiviert sie auch nur sehr begrenzt dazu, von uns erkundet zu werden. Viele Häuser sind verschlossen, die Straßen sind weitestgehend leer und rein optisch ist die Umgebung einfach nicht abwechslungsreich genug. Dies führt dazu, dass sich das Fahren von A nach B an vielen Stellen nach Zeitverschwendung anfühlt. Auch Grafik und Vertonung können nicht rundum überzeugen und lassen uns mit dem Gefühl zurück, das Rage 2 sein durchaus vorhandenes Potenzial nicht voll entfaltet.

Positiv

  • Packender Spieleinstieg
  • Temporeiche Kämpfe im Doom-Stil
  • Gelungene Stimmung während der Gefechte und in begrenzteren Abschnitten
  • Spaßiges Fahren und Ballern mit dem Wagen
  • Grafische Darstellung der Umgebung ist gelungen

Negativ

  • Offene Welt insgesamt zu leer und beliebig
  • Spielwelt bietet zu wenig Abwechslung
  • Unnatürliche Bewegung und Mimik der Figuren
  • Sprüche wirken oftmals zu aufgesetzt
78
Daniel Walter

Geschrieben von: Daniel Walter

Hat seit der ersten PlayStation keine Konsolengeneration ausgelassen und interessiert sich vor allem für Adventures, RPGs und Actiongames. Neben der Arkham- und Assassin's Creed Reihe liegen auch sämtliche Star-Wars-Titel stets hoch im Kurs.

Rage 2

Publisher:Bethesda
Release Datum:14. Mai 2019
Kurzbeschreibung:Zurück in der abgefahrenen Postapokalypse

Verfügbar für

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Genre

USK Alterseinstufung

Keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.

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