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Past Cure – Stealth-Action aus Deutschland

Von Daniel Walter am 4. März 2018 in Review

Das deutsche Actionspiel Past Cure wandelt auf den Pfaden von Quantum Break und Max Payne. Ob sich hinter dem Action-Stealth-Shooter ein Indie-Meisterwerk verbirgt oder, ob die Fußstapfen doch etwas zu groß sind, klären wir in unserem Test.

Spuren der Vergangenheit

In Past Cure schlüpfen wir in die Rolle von Ian, der in der Vergangenheit als Soldat in Syrien war, sich aber nicht mehr erinnern kann, was dort geschehen ist. Ian wird von Albträumen heimgesucht, die zunehmend schlimmer werden und ihn mit seinen Dämonen konfrontieren. Aber auch in wachem Zustand hat unser Hauptcharakter täglich zu kämpfen, da Realität und Halluzination immer mehr verschwimmen. Sein Bruder Marcus hat Ian bei sich aufgenommen und versorgt ihn nicht nur mit Medikamenten, die seinen Zustand verbessern sollen, sondern lässt ihn auch in seinem wunderschönen Strandhaus wohnen, wo er seine Kräfte sammeln soll. Hier beginnt unsere Reise, die nach und nach aufdeckt, was mit Ian geschehen ist und woher seine psychischen Probleme kommen.

Atmosphärische Welten

Was sich Past Cure definitiv nicht vorwerfen lassen muss, ist eine schwache Atmosphäre. Von Beginn an überzeugt der Indietitel mit abwechslungsreichen und für eine Low-Budget-Produktion absolut sehenswerten Schauplätzen. Die düsteren Alptraumsequenzen sind dabei ebenso gelungen wie das moderne Strandhaus mit malerischer Kulisse oder die weitläufigen Bürogebäude im weiteren Spielverlauf. Auch die Grafikeffekte müssen sich nicht verstecken und sorgen für einen realistischen Lichteinfall, überzeugende Spiegelungen auf metallischen Oberflächen oder auch durch einen glaubhaft in Szene gesetzten Strand mit feuchtem Sand sowie authentischen Schattenwürfen. Die Scheiben der Fahrzeuge präsentieren sich hingegen als etwas zu widerstandsfähig, da sie auch bei Waffenbeschuss lediglich springen, aber nicht vollständig zerbrechen.

Bei den Gesichtsanimationen merkt man natürlich an einigen Stellen, dass gewisse Feinheiten, die man von vergleichbaren AAA-Titeln kennt, fehlen, wodurch die Gesichtszüge hin und wieder etwas steif wirken. Dies ist aber keinesfalls so schlimm, dass die Spielatmosphäre dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird – ganz im Gegenteil. Im Rahmen der Möglichkeiten wurde hier eine Spielwelt kreiert, die eine hervorragenden Kulisse für die solide Geschichte bietet. Die Hintergrundmusik passt ebenfalls gut zur grafischen Umsetzung und reicht von schwebenden, flächigen Klangteppichen bis hin zu düsteren Beats in den Shooterparts.

Die englische Sprachausgabe ist sehr gut verständlich, wirkt professionell und passt von der Darbietung der Sprecher her gut zum Setting. Meistens redet Ian mit sich selbst, wodurch wir an seinen Gedanken teilhaben können. Dies unterstreicht das Gefühl einer psychischen Krankheit sehr gut und bringt uns der Hauptfigur noch etwas näher. Bei einem deutschen Entwickler wäre natürlich auch eine deutsche Sprachausgabe wünschenswert gewesen, dies hätte aber vermutlich zu große zusätzliche Kosten verursacht. Deutsche Untertitel lassen sich aber bei Bedarf hinzuschalten, hier wurden allerdings einige Textpassagen ausgelassen und auch die Texte an sich sind sowohl in Sachen Grammatik als auch im Bereich Rechtschreibung nicht immer ganz fehlerfrei. Zudem erscheinen manche Textpassagen auf Englisch, obwohl Deutsch ausgewählt wurde. Hier besteht also noch etwas Nachbesserungsbedarf.

Übung macht den Meister

Um uns den Einstieg in das Spiel zu erleichtern, können wir uns vor Beginn der eigentlichen Handlung bereits in einer Albtraumsequenz austoben und uns mit der Shooter-Steuerung vertraut machen. Hier blicken wir in alter Max-Payne-Manier über die Schulter des Protagonisten. Die Steuerung der Waffe reagiert recht stark, wodurch man einige Minuten braucht, bis man die Feinde sicher anvisieren kann. Der Sound der Schusswaffe ist dabei absolut in Ordnung und sorgt für ein realistisches Gefühl in den Shooter-Abschnitten.

Um unsere Zielgenauigkeit zu optimieren, bietet uns das bereits erwähnte Strandhaus die Chance, im Keller am Schießstand weitere Übungen durchzuführen. Weiterhin ist der zugehörige Fitnessraum der richtige Ort, um das Nahkampfsystem kennenzulernen. Dieses ist relativ schlicht gehalten und ermöglicht uns neben Einzelschlägen auch Kombos sowie einen finalen Schlag, um einen angezählten Feind auszuschalten. Darüber hinaus ist es auch möglich, feindliche Angriffe per Block abzuwehren und anschließend zum Konter anzusetzen. Bei den Nahkämpfen kommt die Vibrationsfunktion zum Einsatz, um die eingesteckten Treffer zu verdeutlichen, was in Verbindung mit den blutigen Elementen auf dem Bildschirm, die bei einem Treffer zu sehen sind, dafür sorgt, dass wir uns gefühlt mitten im Geschehen befinden. Was etwas holprig geraten ist, ist der Übergang von der freien Bewegung zum Nahkampf. Hier ist die Kameraführung oftmals etwas suboptimal, wodurch die Kämpfe schwerer werden, als sie sein müssten. Aber auch dies ist bei weitem nicht so gravierend, als dass es sich mit etwas Übung nicht meistern ließe.

Ians besondere Kräfte

Wie wir wenig später herausfinden, ist Ian kein gewöhnlicher Mensch. Er besitzt außergewöhnliche Fähigkeiten, die bei unserer Reise hilfreich sind. Eine dieser Fähigkeiten ist die sogenannte Astralreise. Hierbei verlassen wir Ians Körper und schweben in Ego-Perspektive durch den Raum. Wir können uns hierbei außerhalb der gewöhnlichen physikalischen Grenzen bewegen und so zum Beispiel Abgründe überwinden oder Schalter außerhalb unserer Reichweite mittels Telekinese betätigen. Die Astralreise ist ein interessanter Aspekt, der in seinen Grundzügen an das Hacken der Kameras in Watchdogs erinnert. Auf diese Weise brechen wir aus dem gewöhnlichen Third-Person-Gameplay aus und können die Spielwelt noch aus einer anderen Perspektive erleben, was wiederum für Abwechslung sorgt. Damit die Fähigkeit nicht zu mächtig wird, wurde sie mit einer begrenzten Reichweite belegt. Außerdem schadet der Einsatz der Kraft Ians Verstand, wodurch die entsprechende Leiste geleert und die Fähigkeit nur noch kurz oder gar nicht mehr eingesetzt werden kann. Ein Teil der Verstandsanzeige regeneriert sich nach kurzer Zeit von selbst, zum vollständigen Auffüllen sind hingegen spezielle Tabletten nötig, die sich in Medizinschränken finden lassen, ebenso wie Adrenalinspritzen, die die Lebensleiste auffüllen.

Eine weitere interessante Fähigkeit ist die der Zeitmanipulation. Ian ist in der Lage, die Zeit zu verändern und dadurch zum Beispiel Brücken, die in der Vergangenheit existiert haben, wieder aufzubauen. Da auch der Einsatz der Zeitmanipulation Ians Verstand schadet, ist es gar nicht so einfach, den perfekten Zeitpunkt zu finden, um zum Beispiel die erwähnten Brücken zu passieren, bevor sie wieder zusammenfallen. Ein weiterer Vorteil dieser Fähigkeit ist, dass Ian patrouillierende Feinde umgehen kann. Da er sich dank der veränderten Zeit deutlich schneller bewegt als seine Gegner, erscheinen diese in Zeitlupe, was uns die Möglichkeit bietet, in Flash-Manier um sie herum zu laufen, ohne dass sie etwas bemerken. Hier sind natürlich Parallelen zum Genre-Kollegen Quantum Break erkennbar, da sich die Umsetzung aber doch deutlich unterscheidet, ist dies definitiv nicht als Manko zu verstehen. Die Kontrolle der Zeit kommt uns außerdem bei den Shooter-Passagen zugute. Hier können wir ähnlich wie bei der Bullettime aus Max Payne oder beim Dead Eye aus Red Dead Redemption unsere Umgebung verlangsamen, was uns das Zielen erleichtert, gerade dann, wenn wir es mit mehreren Feinden gleichzeitig zu tun bekommen.

Entspanntes Actionspiel

Eins der größten Mankos des Titels könnte für viele Spieler das für ein Actionspiel sehr geringe Grundtempo sein. So läuft insgesamt alles eher langsam ab und wir haben eigentlich nie das Gefühl, in Hektik zu verfallen. Dies wird durch die Tatsache unterstrichen, dass die Einleitung, die uns in die verschiedenen Funktionen einführt, schon sehr umfangreich geraten ist. Man merkt ganz klar, dass uns die Entwickler Zeit geben wollten, uns mit Fernkampf, Nahkampf sowie Ians besonderen Fähigkeiten vertraut zu machen. Dies ist in Anbetracht der Tatsache, dass die Einführung bei vielen Titeln etwas zu kurz kommt, auch ein guter Ansatz, ein etwas zügigeres Vorgehen, das einen schnelleren Beginn des eigentlichen Spiels ermöglicht, hätte aber sicher nicht geschadet. An dieser Stelle möchten wir auch noch auf das Fehlen einer Zielmarkierung hinweisen, was uns leider oftmals etwas orientierungslos umherirren lässt. Dieses Problem sollte sich aber per Patch schnell und einfach beheben lassen.

Wenn wir die Einführungsphase einmal hinter uns gelassen haben, erwarten uns geradlinige Missionen, die neben Shooter-Passagen auch Schleich-Abschnitte bereithalten, in denen wir versuchen müssen, den Feinden aus dem Weg zu gehen. Meistens können wir selbst entscheiden, wie wir vorgehen wollen, sodass eine direkte Konfrontation ebenso möglich ist wie ein verdecktes Vorgehen. Da Munition aber in der Regel nicht in rauen Mengen verfügbar ist, empfiehlt es sich, zumindest teilweise auf ein offenes Feuergefecht zu verzichten. In den Missionen reisen wir an unterschiedliche Orte, vom Parkhaus bis hin zum Gefängnis wodurch auch in Sachen Setting keine Langeweile aufkommt. Einige Spielabschnitte zwingen uns hingegen dazu, verdeckt vorzugehen, wodurch unsere Schleichfähigkeiten auf eine harte Probe gestellt werden. Hier kommen Fans von Titeln wie Thief oder Assassin’s Creed auf ihre Kosten.

Fazit:

Bevor ich Past Cure zum Testen bekommen habe, habe ich auch das eine oder andere Review überflogen und hatte wirklich etwas Angst, was mich denn hier erwarten würde. Umso überraschter war ich, dass sich der deutsche Actiontitel als wirklich grundsolider Genrevertreter präsentiert, der verschiedene Elemente, die wir aus anderen Titeln kennen, miteinander verbindet und so für ein abwechslungsreiches Gameplay sorgt. Mal schleichen wir, mal stürzen wir uns direkt ins Gefecht. Hinzu kommen Spezialfähigkeiten wie die Zeitmanipulation oder die Astralreise, die uns mittels Gedankenkraft durch die Umgebung reisen und Schalter betätigen lässt. Ja, Past Cure erfindet das Genre nicht neu, aber wie oft können wir das von einem Spiel wirklich behaupten? Ich muss sagen, dass sich das, was Phantom 8 hier mit geringem Budget auf die Beine gestellt hat, sowohl optisch als auch spielerisch wahrlich nicht verstecken muss, auch wenn Genregrößen wie Quantum Break natürlich etwas außer Reichweite liegen. Trotzdem ist Past Cure alles andere als ein schlechtes Spiel, das definitiv eine Chance verdient hat, gerade in Anbetracht des absolut humanen Preises.

Positiv

  • Atmosphärische Umgebung
  • Ansprechende Grafik
  • Shooter- und Schleichpassagen werden vereint
  • Interessante Spezialfähigkeiten
  • Solide Geschichte

Negativ

  • Sehr umfangreicher Einstieg
  • Hölzerne Gesichter
  • Fehlende Zielmarkierung
  • Hakeliger Übergang zum Nahkampfmodus
  • Sehr gemächliches Grundtempo
79
Daniel Walter

Geschrieben von: Daniel Walter

Hat seit der ersten PlayStation keine Konsolengeneration ausgelassen und interessiert sich vor allem für Adventures, RPGs und Actiongames. Neben der Arkham- und Assassin's Creed Reihe liegen auch sämtliche Star-Wars-Titel stets hoch im Kurs.

Past Cure

Entwickler:Phantom 8 Studio
Release Datum:23. Ferbuar 2018
Kurzbeschreibung:Begebt euch in diesem Action-Titel auf die Spuren der Vergangenheit von Elite-Soldat Ian.

Verfügbar für

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Genre

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USK Alterseinstufung

Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.

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