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Okami HD – Ein malerisches Comeback

Von Simone Jung am 7. März 2018 in Review

Womöglich grübelt der Eine oder Andere just in diesem Moment über ein kleines Déjà-vu nach. Hm, der Titel kommt einem doch irgendwie bekannt vor? Ja, das kommt in der Tat nicht von ungefähr, denn mit Okami HD wurde nun ein japanisches Rollenspiel unter anderem für die PS4 herausgebracht, das sein Debüt bereits im Jahr 2007 auf der PS2 feierte. 2008 erhielt es außerdem einen Auftritt auf der Wii sowie 2012 zusätzlich auf der PS3, in denen man jeweils erneut den göttlichen Pinsel schwingen konnte, um per Zeichenkunst die Welt zu retten. Ob an dem erneuten Remaster inzwischen der Zahn der Zeit nagt oder ob sich auch heutzutage die Malereien immer noch von leichter Hand in ein gutes Bild zusammenfügen, zeigt euch unser Test.

Wie bereits in den vorherigen Versionen und ganz in japanischer Tradition liegt auch der Geschichte von Okami HD eine uralte Legende zugrunde, deren Folgen bis zur heutigen Zeit reichen. Gleich zu Beginn des Spiels – auf Wunsch in abgekürzter Version sogar noch im Intro vor dem Hauptmenü – wird einem daher die besagte Legende im wahrsten Sinne des Wortes aufgezeichnet. Der gefürchtete Lindwurm Orochi plagte einst in verheerenden Ausmaßen das ganze Land Nippon – bis sich ihm eines Tages die Sonnengöttin Shiranui in Gestalt eines schneeweißen Wolfs und der listige Schwertkämpfer Nagi aus dem Dorf Kamiki in der Mondhöhle in den Weg stellten. Durch den Einsatz ihrer mächtigen, göttlichen Pinseltechniken und mit Nagi an ihrer Seite errang Shiranui in einem beschwerlichen Kampf endlich den Sieg über Orochi und sie verbannte ihn.

100 Jahre später ereignet sich im Verborgenen der schicksalsträchtigen Mondhöhle plötzlich eine zwar unbeabsichtigte, aber dennoch mehr als verhängnisvolle Tragödie. Der dort immer noch lauernde Orochi kann nämlich seine Verbannung durchbrechen und kehrt in nahezu vollster Kraft zurück. Mit einem verzweifelten Gesuch um Hilfe und Rettung vor Orochis dunklem Fluch, der sich erneut quer über das Land Nippon gelegt hat, wird schließlich auch die Reinkarnation der legendären Shiranui wiedererweckt. An dieser Stelle übernehmen wir dann die Rolle der schneeweißen Wölfin Okami Amaterasu. Doch Amaterasu ist geschwächt, denn leider sind ihr im Laufe der Zeit die meisten ihrer göttlichen Fähigkeiten, die 13 berühmten Pinseltechniken Shiranuis, verloren gegangen. Dennoch macht Amaterasu sich mit unserer Unterstützung natürlich umgehend auf, um zu helfen und sich Orochi erneut entgegenzustellen. Dabei trifft sie auf den winzigen, redseligen Koropokel Issun, der zunächst etwas überrumpelt in die ganze Situation hineingerät. Doch nach dem ersten Pinselstrich Amaterasus packt er sofort die Gelegenheit beim Schopfe und schließt sich ihr an, um als wandernder Künstler seinerseits seine künstlerischen Fähigkeiten zu verbessern.

Das Gespann entdeckt auf seiner Reise einige Sternenbilder, die es per Pinselstreich zu komplettieren gilt, damit Amaterasu – kurz Ammy, wie Issun sie recht schnell nennt – darüber wieder ihre göttlichen Pinseltechniken zurück erhält. Diese bilden das ungewöhnliche und zugleich hervorragende, zentrale Element von Okami HD, denn Ammy kann und muss sie quasi in allen Lebenslagen einsetzen, um so den Einwohnern Nippons zu helfen. Jede der 13 Pinseltechniken besteht dabei aus einem festgelegten Symbol, das exakt in dieser Form an den Ort, an dem man mit göttlicher Kraft wirken möchte, gemalt werden muss. Das Symbol kann dabei von einem einfachen, geraden Strich über einen Kreis bis hin zu geschwungen Linien reichen. Um eine Pinseltechnik überhaupt einsetzen zu können, wechselt man per Knopfdruck in den schön dargestellten Zeichenmodus. Hierbei pausiert in den meisten Fällen das Spiel, während sich rasch ein zum Thema passender, durchscheinender Filter in Form eines alten Pergaments über das ganze Bild legt. Gegebenenfalls kann nun noch die Kamera für eine bessere Ausgangsbasis nachjustiert werden, ansonsten erscheint auf dem Pergament ein Pinsel, den man mit dem Analogstick schließlich über das Blatt huschen lässt. Hat man alles richtig gemacht, zeigt sich umgehend die Wirkung der vorgenommenen Malerei, sobald man den Zeichenmodus wieder verlässt.

Durch die Pinseltechniken lässt sich vieles bewirken. So müssen zum Beispiel Dinge mal eben repariert oder verwelkte Pflanzen wieder zum Blühen gebracht werden. Aber auch die Tageszeiten oder das eine oder andere Element kann Ammy per Pinselstrich flugs in die Richtung lenken, in der es gerade am günstigsten ist. Damit lassen sich neben der Befreiung des Lands von Orochis verfluchten Zonen einerseits unzugängliche Wege passierbar machen oder anderseits auch Dämonen wirkungsvoller bekämpfen.

Letzteres kann schon hilfreich sein, denn die Dämonen treiben ihr Unwesen ziemlich zahlreich quer durch Nippon. Sie ziehen meist als Schriftrollen, den sogenannten Dämonenrollen, insbesondere Nachts ihre Bahnen. Sobald Ammy eine Dämonenrolle berührt, breiten die darin befindlichen Dämonen eine nahezu unpassierbare Barriere um sie, so dass eine Kampfarena entsteht. Ammy kann in den Kämpfen neben ihrem ungewöhnlichen Kampfstil, den Pinseltechniken, auch eher traditionell von einer ihrer Waffen Gebrauch machen. Als Waffen dienen ihr dabei ein göttlicher Spiegel, ein Schwert oder eine mächtige Perlenkette, die sie, entweder als Haupt- oder Nebenwaffe ausgerüstet, den dreisten Gegnern rigoros um die Ohren schlägt.

Bei der Reise durch Nippon kann die Kameraführung mitunter etwas unübersichtlich sein. Dahingegen sind sowohl die Kampf- als auch die Zeichensteuerung in Okami HD immer schön griffig. Gerade im Vergleich zur Wii-Version, die zwar auch etwas hatte, weil man den Pinsel oder die Waffe unmittelbar in der Hand und somit quasi selbst geschwungen hatte, ist die Steuerung der PS4-Version wesentlich direkter und vor allem weniger sensibel beim Einsatz der Zeichentechniken. Letzteres ist insbesondere bei Aufgaben auf Zeit von Vorteil, da weniger frustrierend. Allerdings ist es dennoch etwas schade, dass sich die Steuerung irgendwo immer noch eher an der „alten“ PS2-Version orientiert. Das Touchpad des PS4-Controllers zum Beispiel wurde lediglich zum Öffnen des Menüs einbezogen, obwohl sich eine Integration dessen doch gerade zum Malen der Pinseltechnik-Symbole gut angeboten hätte.

Auch das Speichersystem mutet etwas veraltet an, da es statt eines automatischen Speichersystems noch auf das System der anzulaufenden Speicherpunkte setzt. So muss man ganz traditionell mit Ammy an einen Speicherpunkt, einen sogenannten Ursprungsspiegel, gelangen, an dem man abspeichern kann. Schön an diesem Speichersystem ist allerdings, dass zum einem Ammys Gesundheit nebenbei regeneriert und zum anderen die Ursprungsspiegel zu einem späteren Zeitpunkt im Spiel als eine Form des Schnellreisesystems genutzt werden können. Das Schnellreisesystem – oder besser die Schnellreisesysteme, denn es gibt noch eine zweite Variante, die man freischalten kann – ist auf jeden Fall hilfreich, denn die Laufwege in Nippon sind teilweise schon recht lang.

Im Gegensatz zur Steuerung und dem Speichersystem wurde die Grafik des Spiels sichtbar überarbeitet. Das komplette Abenteuer von Ammy und Issun ist passend zum Thema des Malens in einem wunderschönen und passenden Zeichen-/Tuschestil gehalten, der durch den Einsatz vieler Farben nicht düster sondern eher freundlich und fröhlich wirkt. Im Vergleich zu den Vorgängerversionen ist hierbei trotz des leichten Verwischungseffekts, der aus dem verwendeten Zeichenstil rührt, eine deutlichere Schärfe erkennbar. In manchen Gegenden ist aber dennoch auffällig, dass das Grundspiel schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, da weiter entfernte Texturen öfter mal nachgeladen werden müssen. Doch alles in allem ist dies im verwendeten Grafikstil nicht allzu störend.

Neben dem Grafikstil trägt ebenfalls die schöne japanische Soundkulisse zu einem stimmungsvollen Gesamtbild bei. Von brenzlig anmutenden Szenen, die einem die Bedrohung Orochis aufzeigen, über kämpferische Entschlossenheit bis hin zu fröhlichem Geplänkel schafft es der Soundtrack mühelos, die jeweilige Stimmung einwandfrei einzufangen und zu untermalen. Grundsätzlich findet man in Okami HD aber eher einen beschwingten Grundton. Zu einer heiteren Stimmung tragen desweiteren auch die vielen und teils typisch japanisch sehr unterhaltsamen, kauzigen Charaktere bei, auf die Ammy und Issun in den Ortschaften Nippons treffen. Und nicht zu vergessen sind dabei natürlich auch Issuns vorwitzige Kommentare, die er anstelle von Ammy ständig und in überaus reicher Zahl zum Besten gibt. Sämtliche Gespräche werden allerdings lediglich in Textform mit einem untermalenden Gemurmel dargestellt.

Weiterhin fügt sich auch das Auflevel-System nahtlos in den heiteren Grundton des Spiels ein, denn Aufgelevelt wird mit Glück. Um dieses zu erhalten muss man die Welt natürlich erst mal ein kleines bisschen besser machen, so dass einem in einer schönen, wohltuenden Sequenz für die vollzogene, gute Tat das Glück letztendlich nur so zufliegt. Dies gelingt einem durch das Bewältigen diverser Minispiele, die aber zum Großteil auf freiwilliger Basis sind. Die Minispiele können zum Beispiel darin liegen, einem sonst scheiternden Bewohner bei einer Tätigkeit munter mit dem Pinsel unter die Arme zu greifen oder Botengänge zu übernehmen. Es können aber auch Wettrennen bestritten, in einem Geschicklichkeits-Wettstreit sämtliche Rüben aus einem Beet unter zorniger Verfolgung der Gärtnerin ausgegraben oder auf Wunsch eines Kindes überdimensionale Schnellbälle geformt werden. Aber auch außerhalb dieser ganzen Minispiele kann man Glück erhalten, wenn man beispielsweise Kleeblätter und andere verwelkte Pflanzen wieder zum strahlenden Blühen bringt oder hungernde Tiere mit dem richtigen Futter wohlig den Bauch füllt. Mit dem gesammelten Glück kann man dann Ammys Hauptfähigkeiten verbessern, die da wären: Lebensenergie, verfügbare Tinte für die Pinseltechniken, die Größe des Magens, um Ammy im Fall der Fälle direkt wiederzubeleben, und die Größe des Geldbeutels. Ja, auch letzteres kann sich durchaus als nützlich erweisen, denn neben dem Erwerb von diversen auf der Reise hilfreichen Gegenständen können ebenfalls Ammys Waffen, Kampftechniken und sogar die eine oder andere Pinseltechnik gegen Bares verbessert werden.

Die Reise von Ammy und Issun durch Nippon bietet desweiteren auch für Sammlerherzen wirklich reichliche Möglichkeiten. Als Sammelobjekte gibt es zum Beispiel Schätze und verstreute Perlen, welche man teilweise sogar nur nachts unter dem Licht des Mondes entdecken kann. Je nachdem wie stark man sich der Leidenschaft des Sammelns oder dem Bewältigen der diversen Aufgaben verschreibt, liegt die Spieldauer von Okami HD zwischen 40 bis 60 Stunden. Dies ist nicht verwunderlich, denn schon allein die spannende Story hat einen großen Umfang mit überraschenden Wendungen. So ist beispielsweise mit dem vermeintlichen Endkampf, dem neuerlichen Kampf gegen Orochi, tatsächlich noch lange nicht Schluss. Allerdings sollten vor dem endgültigen Abschließen des Spiels alle gewünschten Aufgaben erledigt sein, denn nachträglich ist dies nicht mehr machbar. Dafür ist im Anschluss ein New Game Plus möglich.

Fazit:

Okami HD ist zwar nur ein Remaster, aber es begeistert auch heute immer noch mit seinem hervorstechenden, durchgängigen Zeichenthema. Angefangen bei dem hervorragenden und zeitlosen Grafikstil bis hin zu dem ungewöhnlichen Einsatz eines Pinsel als das Equipment schlechthin. Auch der schöne japanische Soundtrack, die sympathischen, kauzigen Charaktere, das sichtliche Verbessern der Welt und die fesselnde Story tun ihr weiteres dazu, dass das Spiel einem in seinen Bann zieht. Wer Okami noch nicht kennt oder wer die Geschichte in schöner HD-Optik nochmals erleben möchte, für den ist dieses Spiel definitiv eine gute Wahl. Also: Ran an den Pinsel!

 

Positiv

  • Hervorragender, zeitloser Grafikstil
  • Überarbeitete Grafik
  • Ein Pinsel als ungewöhnliches Equipment für (fast) alle Lebenslagen
  • Schöner, japanischer Soundtrack
  • Fabelhafter Humor
  • Charmante Charaktere
  • Fesselnde Story

Negativ

  • Etwas veraltetes Speichersystem
  • Keine übermäßige Überarbeitung der Steuerung im Vergleich zur Ersterscheinung
  • Teilweise nachladende Texturen
  • Teils unübersichtliche Kameraführung
95
Simone Jung

Geschrieben von: Simone Jung

Okami HD

Publisher:Capcom
Entwickler:Capcom
Release Datum:12. Dezemer 2017
Kurzbeschreibung:Rettet mit der japanischen Sonnengöttin Amaterasu die Welt vor dem düsteren Dämon Orochi.

Verfügbar für

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Genre

USK Alterseinstufung

Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.

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