GeForce Now – NVIDIA Cloud Gaming im Test

GeForce Now ist ein Cloud Gaming Service mit dem NVIDIA den big Playern wie Google, Sony oder Microsoft in diesem Wachstumsmarkt weiterhin Paroli bieten will. Und die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht!

Dein alter PC gerät regelmäßig an seine Grenzen? Aktuelle Spiele erscheinen nicht mehr für deine Konsolen-Generation? Neue Hardware ist zu teuer? Dann ist Cloud Gaming vielleicht eine mögliche Alternative.

Mittlerweile gibt es schon eine ganze Reihe an verschiedenen Angeboten wie Project xCloud von Microsoft, Playstation Now von Sony oder Stadia von Google (hier geht’s zum Testbericht). Für jeden, der einen älteren PC oder Laptop sein Eigen nennt. dürfte aktuell vor allem GeForce Now von NVIDIA ein interessantes Angebot darstellen. Denn der Cloud Gaming-Service hat ein paar spannende Eigenschaften zu bieten!

Was ist Cloud Gaming?

GeForce Now ist ein sogenannter Cloud-Gaming-Service. Doch was ist Cloud-Gaming überhaupt? Beim Cloud Gaming werden Spiele nicht lokal, also auf der eigenen Konsole oder auf dem eigenen PC, sondern auf einem externen Server gespielt. Der Server erhält über das Internet die Nutzereingaben und spielt im Gegenzug das Ton- und Video-Signal zurück. Nutzer kommen also bereits mit sehr einfacher Hardware aus. Oft muss diese nicht viel mehr bewältigen können als einen Browser wie Google Chrome. Die Technik bietet also einige Vor- aber auch einige Nachteile.

Was sind die wichtigsten Vor- und Nachteile des Cloud Gaming?

Vorteile des Cloud Gaming

Zu den Vorteilen zählt allgemein, dass für das Spielen auch hardwarehungriger Titel bereits einfache Systeme ausreichen. Die Hardware-Anforderungen von GeForce Now findet ihr hier. Im Beispiel von Google Stadia genügt beispielsweise ein Endgerät, auf welchem der Google Chrome-Browser lauffähig ist. Weiter Vorteile sind zum Beispiel das Entfallen von Installationen und Updates oder die hohe Sicherheit vor Cheatern im Multiplayer, da die Spieldaten kaum manipuliert werden können. Außerdem kann praktisch immer und überall auf die Dienste und Spiele zugegriffen werden. Cloud Gaming vereint im Idealfall PC-, Konsolen- und Mobile-Gaming in einer Lösung.

Nachteile des Cloud Gaming

Zu den Nachteilen zählt, dass die Cloud-Gaming-Services eine schnelle und vor allem stabile Internetleitung benötigen. Hier geben die Anbieter oftmals zwar recht niedrige Grundvoraussetzungen an, aufgrund unserer Praxiserfahrung empfehlen wir jedoch mindestens stabile 50 MBit im Down- und 10 MBit im Upload.

Außerdem lassen sich in der Regel keine Mods installieren, es sind nicht alle aktuellen Titel verfügbar und oft ist auch kein Crossplay mit anderen Systemen möglich. Wer außerdem den vollen Funktionsumfang und die beste Grafik genießen will, kommt in der Regel um ein kostenpflichtiges Abo-Modell nicht herum.

Der größte Nachteil ist allerdings die Gefahr einer nicht unerheblichen Latenz und dem Einbruch der Framerate oder der Bildqualität. Latenz bedeutet, dass durch den Umweg über einen externen Server die Eingaben über Maus und Tastatur bei einer zu langsamen Internetleitung nicht schnell genug verarbeitet werden können. In der Folge kommt es zwischen der Eingabe (zum Beispiel einem Mausklick) und der Aktion auf dem Bildschirm zu einer merklichen Verzögerung..

Schwache Internetverbindungen werden von manchen Cloud-Gaming-Services dadurch kompensiert, dass die Kompressionsrate von Video- und Audiodateien erhöht wird. Vereinfacht ausgedrückt wird also die Bild-Qualität zeitweise automatisch herunter geschraubt um die notwendigen Datenpakete zu verkleinern und das Spiel weiter ausführen zu können.

Welche speziellen Vorteile bietet Geforce Now?

Was Geforce Now betrifft, so bietet der Cloud-Gaming-Serrvice vor allem für Neueinsteiger drei attraktive Vorteile:

1. Bereits im Besitz befindliche Spiele sind verfügbar

Dank der Zusammenarbeit mit Steam Cloud Play und Epic kann man bei Geforce Now diverse seiner bereits erworbenen Titel sofort spielen. Voraussetzung hierfür ist lediglich eine Registrierung und die Verknüpfung mit dem Steam- beziehungsweise Epic-Konto. Eine Liste aller unterstützen Titel, die ständig erweitert wird, findet sich auf nvidia.com.

Quelle: nvidia.com

Im Gegensatz zu anderen Anbietern wie zum Beispiel Google Stadia, müssen die Spiele hier also nicht erst separat erworben werden. Ein weiterer Vorteil in diesem Zusammenhang ist, dass Spieler von den vergleichsweise günstigen Preisen auf Steam und Epic profitieren.

Allerdings kommt es gelegentlich noch zu Problemen. So ließ sich in unserem Test ausgerechnet das beliebte Spiel „The Witcher 3“ nicht starten, obwohl es laut Bibliothek verfügbar ist. Ein Problem, das nach unseren Recherchen zwar bei einigen, aber bei Weitem nicht allen Spielern auftritt.  Ob das Problem nun an der Spielversion oder einem anderen Faktor lag, konnten wir nicht abschließend klären.

2. Kostenlose Nutzung möglich

NVIDIA bietet Geforce Now in Form einer „Gratis“ und „Priority“-Mitgliedschaft an. Zwar ist die Gratis-Mitgliedschaft mit einigen Abstrichen verbunden, dürfte für viele Gelegenheitsspieler aber bereits ausreichen.

Wer also bereits über ein Steam- oder Epic-Konto verfügt kann GeForce Now praktisch sofort und ohne Zusatzkosten nutzen. Die „Priority“-Mitgliedschaft kostet derzeit knapp 10,-€ pro Monat.

Quelle: nvidia.com

3 Kostenlose Spiele

Selbst wer überraschenderweise nicht über eine gut gefüllte Spiele-Bibliothek in Steam oder Epic verfügt findet bei GeForce Now einiges an Unterhaltung. Denn das Angebot umfasst eine sehr breite Palette von Free-to-Play Titeln wie Fortnite, Apex Legends, World of Tanks, Rocket League oder Warframe.

Quelle: nvidia.com

Gerade aufgrund der realistischen Gefahr von Einbrüchen in der Framerate oder einer nicht unerheblichen Latenz beim Cloud Gaming, ist ein ausgiebiges kostenloses Testen vor dem Abschluss eines Abos in jedem Fall zu empfehlen.  Diese Möglichkeit bietet GeForce Now allen Interessierten.

Welche speziellen Nachteile hat Geforce Now?

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Obwohl GeForce Now ein sehr interessantes Paket anbietet, gibt es gerade bei der kostenlosen Nutzung einige Probleme, derer man sich bewusst sein sollte.

1. Begrenzte Sitzungsdauer und Wartezeit

Die auffälligste Schwäche gegenüber der Konkurrenz ist die begrenzte Sitzungsdauer. Wer GeForce Now kostenlos nutzen möchte, muss sich vor Spielstartstartstart, in eine Warteschlange einreihen. Je nach dem, wie viele Spieler sich hier vor einem befinden, kann die Wartezeit von nur wenigen Sekunden bis hin zu einigen Minuten betragen.  Diese lässt sich nur durch eine Priority-Mitgliedschaft für knapp 9,99€ im Monat (Stand 01.07.2021) umgehen .

Doch auch wenn das Spiel gestartet ist, unterliegt das Vergnügen einer zeitlichen Beschränkung. Gratis Nutzer haben aktuell lediglich eine Sitzungsdauer von einer Stunde. Inhaber einer Priority-Mitgliedschaft müssen einen erneuten Log-In erst nach sechs Stunden vornehmen. Um die Spieler nicht ganz unvorbereitet zu überraschen wird zehn Minuten vor Ablauf der Sitzung eine Warnung gegeben.

2. Nutzung am Fernseher ist erschwert

Auch das Spielen auf dem Fernseher gestaltet sich derzeit noch etwas umständlich, beziehungsweise teuer. Bei der Konkurrenz ist meist die ohnehin vorhandene Konsole oder ein Google Chromecast ausreichend um das Cloud Gaming auf den heimischen Fernseher zu bringen. Für GeForce Now ist hingegen entweder eine etwas umständlichere technische Lösung oder teure Hardware notwendig. Zwar bietet NVIDIA mit Shiled TV eine Lösung an, die mit ca. 149,-€ allerdings nicht unbedingt ein Schnäppchen ist. In der Pro-Version schlägt sie sogar mit 200,-€ zu Buche. Ein kompatibler Shield Controller kostet zusätzlich nochmal ca. 70,-€.

3. Umständlicher Spielstart

Das Starten der Spiele gestaltet sich vor allem im Vergleich zur direkten Konkurrenz etwas umständlich. Wir müssen uns zunächst GeForce Now starten, das gewünschte Spiel auswählen, uns anschließend in unser Steam- oder Epic-Konto einloggen und gegebenenfalls noch mal über den Steam Guard unsere Identität bestätigen.

Außerdem ist die Nutzung über den Browser zwar bereits möglich, aber scheinbar noch nicht voll ausgereift. Daher wird am PC derzeit noch die Verwendung der GeForce Now App empfohlen, die auf den meisten SmartTVs aber nicht verfügbar ist.

Was sind die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Streaming-Qualität?

GeForce Now bietet uns die Wahl zwischen drei verschiedenen Modi. Wir können uns zwischen einer möglichst geringen Latenz, einer möglichst schönen Grafik oder einer ausgewogenen Mischung entscheiden. Wer sich für die Grafikpracht entscheidet, kommt bei einigen Titeln als Priority-Mitglied sogar bereits in den Genuss von RayTracing. Mit der hier getroffenen Auswahl werden also bereits die ersten Weichen zum bevorstehenden Spielerlebnis gestellt.

Allerdings hängt die Qualität oftmals noch von weit mehr Faktoren wie der Internetleitung oder der Uhrzeit ab. Denn je mehr Verkehr auf der Datenautobahn herrscht, um so größer ist die Gefahr von Einbrüchen in der Verbindungsqualität und einer Beeinträchtigung des Spielerlebnisses. Auch ob euer verwendetes Endgerät über WLAN (Router müssen für GeForce Now 5GHZ unterstützen) oder Kabel mit dem Internet verbunden ist, kann einigen Einfluss auf die Latenz haben.

Für unseren Test haben wir uns zu verschiedenen Uhrzeiten für folgende Rahmenbedingungen entschieden:

1. Ausgeglichener Modus
2. Internetleitung mit 250 MBit Down- und 25 MBit-Upload
3. Kabelnetzwerk
4. PC

Wie schlägt sich die Gratis-Version von GeForce Now im Praxistest?

Mit unserem Test Set-Up funktionierte die Gratis-Version von GeForce Now im Großen und Ganzen problemlos. Weder gab es nennenswerte Einbrüche bei der Auflösung noch eine übermäßige Latenz. Lediglich bei schnellen Shootern war eine minimal höhere Verzögerung spürbar, die für Gelegenheitsspieler aber zu vernachlässigen ist.

Selbst zu den absoluten Stoßzeiten um 21:00 Uhr, in denen auch unser Provider nicht mehr die volle Bandbreite zur Verfügung stellen kann, gab es nur minimale Aussetzer, die den Spielfluss kaum beeinträchtigten. Optisch präsentierten sich die Spiele über GeForce Now also tadellos.

Die Mehrspielerlobbys, insbesondere der Gratis-Spiele wie Fortnite oder Rocket League waren immer gut gefüllt. Das bedeutet gegenüber der Konkurrenz von Google Stadia einen echten Wettbewerbsvorteil.

Die zeitliche Beschränkung der Sitzung war jedoch immer wieder ein Ärgernis. Wird man mitten in einem spannenden Moment aus der Geschichte oder einem Multiplayerspiel gerissen ist das schon sehr ärgerlich. Zwar beginnt 10 Minuten vor Ablauf der Sitzung ein sichtbarer Countdown, doch dieser genügt bei manchem Turnier oder größerem Raid nicht als Vorwarnung. Wer also längere Streifzüge oder Turniere mit Freunden plant, wird mittelfristig um eine Priority-Mitgliedschaft kaum herum kommen.

Wie gut ist Geforce Now? Unser Fazit:

Ich gebe zu, ich bin mit einiger Skepsis in diesen Test gestartet. Kann NVIDIA tatsächlich ein funktionierendes Cloud-Gaming auf die Beine stellen? Immerhin verfügen Google und Microsoft über die weit größere und stärkere Infrastruktur und haben dennoch mit den Tücken des Streamings zu kämpfen.

Aber aller Zweifel zum Trotz hat mich GeForce Now eines besseren belehrt. Der Service funktioniert tatsächlich erstaunlich gut und kann sich mit den anderen Anbietern auf dem Markt absolut messen. Tatsächlich hatte ich im Vergleich zu Google Stadia sogar weniger technische Probleme und weniger Einbrüche in der Auflösung. Ein für mich überraschendes Ergebnis.

Mit der Verbindung zu Steam und Epic können Spieler nicht nur von Anfang an auf viele ihrer bereits erworbenen Titel zurückgreifen, sondern profitieren auch von den günstigen Preisen in den beiden Shops. Die kostenlose Basisversion ist trotz ihrer Einschränkung für viele Gelegenheitsspieler bereits vollkommen ausreichend. Und ein tolles Sortiment an unterhaltsamen Gratisspielen rundet ein wirklich attraktives Paket ab.

Aber es gibt auch die Schattenseiten. So kann GeForce Now zwar durchaus einen neuen PC, aber nur schwer eine Konsole ersetzen. Zwar gibt es eine passende Hardware-Lösung, doch fällt diese preislich nicht gerade günstig aus. Auch das regelmäßige neue Einloggen, die Passwortabfragen von Steam und Epic und die Wartezeiten bis zum Spieleinstieg trübenden Gesamteindruck etwas ein. Da sind die Konkurrenzlösungen deutlich komfortabler.

Unterm Strich ist GeForce Now aber die perfekte Wahl für alle, die Cloud-Gaming einmal selbst ausprobieren wollen, ohne dafür extra Geld zu investieren. Und so manch einer dürfte dabei feststellen, dass man heute auch durchaus ohne teure Grafikkarten oder Konsolen auskommen kann, solange die Internetleitung nur schnell genug ist.

Bei mir hat sich GeForce Now einen Platz in der Task-Leiste erobert.