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Full Throttle Remastered

Von Daniel Liebeherr am 4. Mai 2017 in Review

1995 erschien Full Throttle bei LucasArts. Vollgas, so der damalige, einfallslose deutsche Name, zählt zusammen mit Day Of The Tentacle, Sam and Max sowie The Dig zu den moderneren Point und Click Adventures, die durch eine vereinfachte Bedienung und weitaus weniger pixelige Grafik zusätzlichen Spielerscharen zu begeistern wussten. Der comicartige Charakter verlieh durch den Wegfall der unteren Kommandoleiste den Spielen zusätzliche Immersion. Comics lesen war out, selber spielen hieß von nun an die Devise. Dank dem Platz, den das noch recht junge Medium CD-ROM bot, wurde der Käufer mit ordentlich Videomaterial belohnt.

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Rock’n‘Grim

Noch wenige Jahre zuvor fand das Genre seinen ersten Höhepunkt mit Monkey Island und den Indiana Jones Teilen. Damit war aber aufgrund der verbesserten Grafikleistung der Pentium-PCs die Ära des klassischen Adventure Games schon wieder vorbei. Grim Fandango konnte 1998 noch einmal erfolgreich auftrumpfen. „Amigianer“ hatten zu dieser Zeit bereits seit Jahren das Nachsehen. Dafür durften sich Mac-Menschen über Full Throttle freuen. In Zeiten von „anything goes“ hat sich das Genre re(tro)etabliert. Aktuellere Adventures wie Blackwell Epiphany geben sich wieder betont pixelärmer. Warum also nicht auch einmal einen Spätklassiker wie Full Throttle neu aufziehen?

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Die Story wurde dem Original beibehalten. Ben, ein waschechter Rocker, Mitglied der „Polecats“ wird in ein Mordkomplott hineingezogen. Mr. Corley, Firmengründer des letzten Motorrad-Herstellers in Amerika hat nicht mehr lange zu leben. Seine schmierige linke Hand mag aber nicht mehr länger auf das Ableben des alten Mannes warten, um sich selbst höhere Gehaltschecks zu schreiben, und intrigiert bereits fleißig. Ben landet, nachdem ein größeres Holzstück auf seinem Kopf „gefallen“ ist, in einer Mülltonne, aus der er sich mit roher Gewalt erst einmal befreien muss. Seine Rockerkumpels glauben, er ist bereits vorausgefahren um Mr. Corley zu einem Aktionärstreffen zu eskortieren. Eine Liebesgeschichte darf in dem ganzen Trubel selbstverständlich auch nicht fehlen.

Die Story nimmt sich soweit selbst nicht sonderlich ernst, aber alles andere hätte nicht in das Genre zu seiner Zeit gepasst. Wer bei dem Namen Corley an eine bekannte amerikanische Motorradmarke denkt, liegt vermutlich richtig. Der Konzern hatte ab den achtziger Jahren massive Absatzprobleme zu verzeichnen.

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Rock’n‘Talk

Des Weiteren wurde die miserable deutsche Sprachausgabe beibehalten. Diese lässt sich im Menü aber unter anderem auf Englisch umstellen – gut so! Das Ganze wird zusätzlich mit Untertiteln serviert, so dass sich die Dialoge besser nachvollziehen lassen. Viele Optionen bieten die Wahl zwischen der klassischen und der neu gemeisterten Version, das gilt nicht nur für die Grafik, sondern sogar auch für die Musik. Wer sich nicht entscheiden kann, stellt auf automatisch um.

Mit der Leertaste gelangt man jedoch immer wieder in das besagte Menü und kann alles um-, aus- und abschalten. Ganz nebenbei: das ist wahnsinnig praktisch, wenn man ein Review schreiben möchte. Die Spieler-Steuerung ist fest vorgeben, dagegen gibt es jedoch keine ernsthaften Einwände. Ben kann seine Hände einsetzen, gegen etwas treten oder sein Gesicht in Form eines Totenschädels „benutzen“, das auf erstaunlich vielfältige Weise.

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Im Spieleigenen Bonusmenü in Form eines Irokesenrockers, der es sich auf einem Bar-Stuhl gemütlich gemacht hat, lassen sich Audiokommentare eines gewissen Tim Schafer, sowie noch einiger anderer Spielemacher, einschalten. Davon wird jedoch dringend abgeraten, wenn man sich auf die Geschichte konzentrieren will, die Jungs und Mädels sind echte „chatty catties“. Da gibt es zum Spiel gleich ein komplettes Proseminar in Videospielgeschichte gratis mit dazu. Die Kommentare sind vielleicht eher etwas fürs zweite Mal durchspielen. Man merkt jedoch, dass die Entwickler hinter dem Spiel stehen, die Begeisterung der Kommentare sticht ins Ohr.

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Let’s roll!

Tim Schafer war damals Designer bei LucasArts, der, und jetzt fügt sich alles wie ein Puzzle zusammen, nach seinem Ausscheiden aus der Firma im Jahr 2000 Double Fine Productions mitgegründet hat. Woher kennt man die doch gleich wieder? Ach ja richtig: Psychonauts hieß das wundervolle Kleinod, das bei Erscheinen kaum ein Mensch kannte –  ein durchgeknallter Genremix, der Timothy Leary Tränen der Freude in die Augen getrieben hätte. Im Bereich Point and Click durfte die Firma vor ein paar Jahren ihr Können unter Beweis stellen, das oben erwähnte Grim Fandango sowie auch Day of the Tentacle wurden bereits remastered.

Sich etwas Concept Art des Originals ansehen, darf man als kleines Schmankerl ebenso, sowie Songs in der Jukebox freispielen. Insgesamt 147 Zeichnungen gibt es zu betrachten, ganz so viele Musiktitel sind es zwar nicht, aber man sieht: Hier wurde geklotzt und nicht gekleckert.

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Die Grafik selbst sieht allerdings ein wenig nach dem aus, was der ScummVM Interpreter so hergibt. Mit diesem lassen sich bereits seit etlichen Jahren die meisten LucasArts-Spiele, welche die Scriptsprache verwenden, das Original im Eigenbesitz vorausgesetzt, auch unter aktuellen Betriebssystem, nach wie vor, in verbesserter Optik spielen. Doch das sei nur am Rande erwähnt.

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Fazit

Es ist augenscheinlich, dass bei der neu aufgesetzten Version viel Wert aufs Detail gelegt wurde und nicht einfach nur ein oder zwei Grafikfilter über das Original gekippt wurden. Wer das Spiel noch nicht sein eigen nennt, sollte es sich getrost zulegen. Der Humor von vor über zwanzig Jahren ist kein wenig angegraut. Sehr viel besser kann man ein Adventure nicht neu auflegen.

Positiv

  • Kruder Humor
  • Entwickler hat sich große Mühe gegeben

Negativ

  • Zu viele Audiokommentare
89

Geschrieben von: Daniel Liebeherr

Full Throttle Remastered

Release Datum:18. April 2017

USK Alterseinstufung

Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.

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