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Felix the Reaper

Von Witali Blum am 31. Oktober 2019 in Review

Felix the Reaper ist ein überraschendes Rätselspiel, das uns auf den Prüfstand gestellt worden ist. Überraschend zunächst, weil wir beim Herausgeber Daedalic Entertainment ein Point-and-Click-Adventure vermutet hätten, und fast ebenso unerwartet, der humorvolle Umgang mit dem Thema Tod. Der folgende Test fasst unsere Verwunderung in Worte.

Der Tod ist erst der Anfang

Der Protagonist Felix hat einen ungewöhnlichen Job. Er ist nämlich ein Sensenmann und sorgt dafür, dass Ereignisketten in Gang gesetzt werden, die schließlich zum vorzeitigen Ableben von Zielpersonen führen. Er selbst ist aber trotz seines makabren Jobs eine Frohnatur, denn seine Hobbys sind Musik hören und dazu Tanzen – jede Sekunde seines ewigen Unlebens. Gewappnet mit einem Walkman samt Kopfhörern lässt sich die blutige Arbeit viel lässiger erledigen. Das frohsinnige Tanzen, während man Schritt für Schritt das brutale Ableben vorbereitet, lässt Felix wie einen Psychopathen aus einem James Bond Film erscheinen.

Ebenso ungewöhnlich ist die Tatsache, dass der zum Teil skelettierte Held trotzdem ein Herz zu haben scheint, denn er ist verliebt. Eine Kollegin aus der Konkurrenzabteilung, dem Ministerium des Lebens, hat es ihm angetan. Obwohl diese Romanze zum Scheitern verurteilt scheint, gibt Felix nicht auf und hofft, seine Flamme Betty in der realen Welt anzutreffen, sofern er seine Arbeit besonders gründlich erledigt. Die Logik dahinter scheint folgende zu sein: Wo der Tod ist, muss es auch Leben geben. Selbst der körperlose Lehrmeister, der Felix gelegentlich mit Rat zur Seite steht, kann den tänzelnden Helden nicht von seiner fixen Idee abbringen.

Göttliche Einmischung

Das tägliche Brot verdient sich Felix in der realen Welt, die aus einer isometrischen Ansicht dargestellt wird. Der Boden ist dabei in einzelne Blöcke unterteilt, auf denen sich der Sensenmann frei bewegen kann, sofern keine Gegenstände ihm den Weg versperren. Ebenso muss er darauf achten, in den Schatten zu bleiben, weil das Licht ihm als Kreatur der Finsternis untersagt ist. Beide Limitierungen kann Felix umgehen, indem er einige der Gegenstände manipulieren und sogar transportieren darf. Somit sollen bewegte Objekte Schatten spenden oder Schalter aktivieren. Dabei spielt der Sonnenstand eine wichtige Rolle, der nach Belieben vor- und zurückgespult werden kann und so die Richtung der fallenden Schattierungen jeweils um neunzig Grad verändert. Zur Hilfe erhält der Spieler übrigens eine Art Vorschaufunktion, in der der Schattenfall beliebig oft hin und her betrachtet werden darf.

Dieses Spiel zwischen Licht und Schatten stellt die wesentliche Komponente der Rätsel in Felix the Reaper dar, in denen die Hauptfigur jeweils zu einem Einsatzort reist, um dort Objekte oder Figuren zu einer Ereigniskette anzuordnen. Dabei ist die Zeit bis auf den Sonnenstand eingefroren, sodass niemand in Wirklichkeit mitbekommt, dass unbekannte Mächte das Schicksal beeinflussen. Für den Spieler ist es jedoch durchaus relevant, wie schnell er die Aufträge löst, da im Hintergrund eine Uhr mitläuft. Ebenso wichtig ist die Anzahl der gelaufenen Blöcke oder versehentliche Tapser ins Licht nach Drehung der Sonnenscheibe. Alle diese Parameter fließen nämlich in die Bewertung der Level ein und beeinflussen, ob Felix sich seine Schädelmarken redlich verdient hat.

Scheint am Anfang jede Auflösung eines Levels noch offensichtlich, ändert sich dies im weiteren Spielverlauf schlagartig. Eine gute räumliche Orientierung und Kombinationsgabe werden zunehmend gefordert. Viele Fehlversuche führen zu einer schlechten Bewertung, doch zum Glück darf man einen Level beliebig oft wiederholen, um seinen persönlichen Rekord aufzustellen. Ganz hartgesottene Zocker können sich auch an die Hardcore-Variante der jeweiligen Level heranwagen, um zusätzliche Bonuspunkte zu verdienen. Darüber hinaus lassen die Entwickler des Spiels, Kong Orange, niemanden im Stich, denn über ein Optionsmenü dürfen Tipps oder gar Lösungsvorschläge für den nächsten Spielzug eingeblendet werden.

Was uns besonders gut gefallen hat, ist die Einsteigerfreundlichkeit des Spiels für Rätselneulinge sowie eine Unterstützung für Gelegenheitsspieler. Zu keinem Zeitpunkt wird der Spieler gezwungen, langwierige Passagen über sich ergehen zu lassen, bis der nächste Speicherpunkt kommt. Eine laufende Partie stockt nie Dank der eingebauten Unterstützung und darf bei Bedarf jederzeit unterbrochen werden. Eine Rückkehr zu den kompakt gestalteten Rätseln tut nicht besonders weh, auch wenn der jeweilige Level von Neuem begonnen werden muss. Die Erfahrung des vorhergehenden Durchgangs hilft schließlich enorm, den vorhergehenden Stand schnell wieder aufzuholen.

Kontrolle über Raum und Zeit

Die Spielsteuerung erfolgt am besten mittels eines geeigneten Gamepads, auch wenn Tastatur und Maus ebenso zulässig sind. Die Kameraperspektive zu rotieren, erfolgt über die Tasten eines Kontrollers schneller und die Spielfunktionen scheinen besser erreichbar. Die Zoomfunktion der Perspektive ist zumeist überflüssig, da die isometrische Perspektive zwecks Übersicht und taktischem Rätselgeschick absolut ausreichend ist. Käufer der Konsolenversion dieses Titels haben natürlich keine Wahl bezüglich des geeigneten Eingabegerätes, brauchen sie aber wie bereits erwähnt auch nicht.

Für einen Titel im unteren Preissegment ist die Grafik in Felix the Reaper hervorragend gelungen. Während Konkurrenztitel auf Retro-Nostalgie setzen und alles verpixelt darstellen, setzt das Spiel aus dem Hause Kong Orange auf die Unity Engine, die es in klarem Cel-Shading Stil gekonnt präsentiert. Licht- und Schatteneffekte, die wie zuvor beschrieben die Grundlage dieses Rätselwerks bilden, sind hingegen nicht so realistisch gelungen, dass sie alle Konturen abbilden. Ebenso gibt es fast keine Animationen der Levelumgebung, was meistens mit der eingefrorenen Raum-Zeit während eines Reaper-Einsatzes noch erklärt werden kann. Der Held selbst ist dafür umso mehr detailliert dargestellt. Alle seine tänzelnden Bewegungen wurden durch professionelle Tänzer vorgegeben und bestmöglich im Spiel animiert. Die Zwischensequenzen, die den Sinn des jeweiligen Auftrags erläutern oder einen Abspann zeigen, sind an die Spielgrafik angelehnte Videos – witzig, aber auch manchmal etwas makaber, sodass die USK Einstufung ab sechszehn Jahren nicht weiter verwundert. Alles zusammen lässt vermuten, dass dieser Titel selbst auf einem Potato-PC ansehnlich erscheinen würde.

Während die meisten Spielfiguren aus Felix the Reaper ein stummes Dasein fristen, das nicht über gelegentliche Laute hinausgeht, sticht der Erzähler und gleichzeitig Lehrmeister des Sensenmanns deutlich heraus. Niemand geringeres als Sir Patrick Stewart leiht ihm seine Stimme zur Synchronisierung. Alte Netflix-Hasen, die alle Start Trek Serien aus dem O-Ton kennen, haben natürlich keine fünf Sekunden gebraucht, um ihn zu erkennen und doch sind wir überrascht, was für ein namhafter Schauspieler für einen Titel aus dem Casual-Rätsel-Bereich engagiert worden ist.

Natürlich meistert ein Profi wie er, der schon zig Rollen gespielt hatte, die Aufgabe eines Synchronsprechers mit Links. Der einzige Wermutstropfen dabei ist, dass Englischkenntnisse erforderlich sind, um dieses Bonbon genießen zu können. Deutsche Sprecher gibt es nicht, sondern nur eingeblendete Untertitel. Der Soundtrack, zu dem Felix angeblich ständig tanzen muss, reißt uns übrigens nicht gerade vom Hocker. Das kann aber natürlich auch daran liegen, dass Elektro-Klänge nicht jedermanns Fall sind.

 

Fazit

Felix the Reaper zeigt, dass auch ein Rätselspiel für Gelegenheitszocker durchaus qualitativ hochwertig sein kann. Die hübsch gestalteten Levels, der wunderbar animierte Protagonist sowie die witzig-makabren Zwischensequenzen machen viel Spaß und lassen die Spielzeit unfreiwillig schnell verstreichen. Im gesamten Testlauf hatten wir nicht einen Fehler bemerkt – egal ob grafisch oder spielerisch. Das ist heutzutage bei Veröffentlichung neuer Spiele eher selten geworden. Der Einsatz von Sir Patrick Stewart als Synchronsprecher hat uns positiv überrascht, da wir nie erwartet hätten, dass ein so namhafter Schauspieler sein Talent einem Spiel aus dem unteren Preissegment leihen würde. Abstriche im Soundtrack, die eher einem alternativen Musikgeschmack zuzusprechen sind, fallen dabei nicht so stark ins Gewicht. Rätselfreunde können getrost zuschlagen, denn sie bekommen was für ihr Geld geboten.

Positiv

  • Einsteiger und Gelegenheitsspieler können problemlos zocken
  • Rätsel in eine witzig-makabre Story verpackt
  • Sir Patrick Stewart als Synchronsprecher

Negativ

  • Focus auf Electro-Soundtrack ist nicht jedermanns Sache
  • keine deutsche Synchro oder andere Sprecher involviert
  • geringer Wiederspielwert, wenn Levellösung schon bekannt ist
76

Geschrieben von: Witali Blum

Felix The Reaper

Entwickler:Kong Orange
Release Datum:17. Oktober 2019

Verfügbar für

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Genre

USK Alterseinstufung

Alterseinstufung ausstehend.

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