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Fallout 76 – Zusammen durch das Ödland

Von Daniel Walter am 22. November 2018 in Review

Wir haben euch Fallout 76 bereits in unserem Preview vorgestellt. Nun haben wir das Postapokalypse-MMO einem ausführlichen Test unterzogen und möchten unsere Erfahrungen mit euch teilen.

Die Zeit ist reif

Wir steigen einen Tag nach der Feier zum Tag der Rückeroberung in das Spiel ein. Nachdem wir unseren Charakter erstellt haben, für den ein wirklich sehr umfangreicher Designer zur Verfügung steht, finden wir uns in der verlassenen Vault 76 wieder, in der es noch zahlreiche Überbleibsel der Feier zu entdecken gibt, von Luftballons und Konfetti bis hin zu Partyhüten. Offenbar hat unser Charakter etwas mehr gefeiert als andere, denn außer uns ist niemand mehr in der Bunkeranlage zu sehen. Wir laufen also durch die geschmückten Gänge, sammeln hier und da einige nützliche Items auf und stehen wenig später vorm imposanten Eingang der Vault. Als wir endlich an der frischen Luft angekommen sind, präsentiert sich uns eine überraschend grüne Landschaft, in der der Große Krieg auf den ersten Blick weniger Schaden angerichtet hat, als wir es erwartet haben. Nach den ersten vorsichtigen Schritten stolpern wir über Leichen einiger Personen, die es wohl nicht mehr rechtzeitig in den Bunker geschafft haben. Wir nehmen ihre Ausrüstung an uns, damit wir den Gefahren der postapokalyptischen Spielwelt nicht unbewaffnet gegenübertreten müssen.

Unsere erste Spur führt uns zum nahe gelegenen Camp der Anführerin, wo wir die gute Dame allerdings nicht antreffen, sondern lediglich ein Audiolog finden, das uns zusätzliche Details über die Geschehnisse offenbart. Da Bethesda, wie bereits im Vorfeld angekündigt, auf NPCs verzichtet, verhält es sich im weiteren Verlauf des MMOs ähnlich wie zu Beginn. Wir bewegen uns von Audiolog zu Audiolog und entdecken außerdem Dokumente oder auch Dateien auf unterschiedlichen Rechnern, die uns Aufschluss über das geben, was in der Welt passiert ist. Die allgemeinen Auswirkungen des Krieges stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie die Schicksale einzelner Figuren. Außerdem warten hier nützliche Survival-Tipps auf uns, die uns nach und nach in die verschiedenen Gameplay-Mechaniken einführen.

Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich die Entscheidung, keine NPCs in der Welt zu platzieren, für richtig halte. Wir sollen schließlich die ersten sein, die die Welt nach dem Krieg betreten, weshalb es einfach nicht passen würde, wenn wir auf andere Menschen treffen würden. Die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, hat aber auch ihre Nachteile. So erwarten uns in den Dokumenten und Computerdateien sehr große Textpassagen, die man, wen man die Story in vollem Maß erfassen möchte, aufmerksam durchlesen muss. Auch die Audiobotschaften müssen in diesem Fall mit voller Aufmerksamkeit angehört werden, damit alle Aspekte der Geschichte erfasst werden können. Vielleicht wären an der einen oder anderen Stelle kleinere Sequenzen im The-Old-Republic-Stil eine gute Wahl gewesen, um die Informationen etwas leichter zugänglich zu machen. Insgesamt wirkt die Welt aber, gerade aufgrund des Verzichtes auf NPCs, glaubhaft und – dank der zahlreichen wilden Tiere, herumlaufenden Händler oder Roboter – niemals leer.

Zusammen in die Apokalypse

Herzstück eines MMOs ist logischerweise das Zusammenspiel mit anderen Spielern. Dies haben wir ausgiebig getestet und können ohne schlechtes Gewissen behaupten, dass dies insgesamt wirklich sehr gut funktioniert. Nach der ersten Verwirrung darüber, dass im Bethesda-Launcher keine Freunde hinzugefügt werden, fanden wir schnell heraus, dass dies im Spiel selbst – wenn man die genauen Nicknames der Mitspieler kennt – innerhalb weniger Sekunden vonstatten geht. Einmal hinzugefügt, können Mitspieler in ein Team eingeladen werden, mit dem man dann zusammen auf einen Server gezogen wird. Im Spiel selbst erkennen wir unsere Mitstreiter zu jederzeit anhand von gut sichtbaren gelben Markierungen auf dem Bildschirm sowie anhand gelber Punkte auf der Karte. Klicken wir diese an, können wir – egal, wo wir uns gerade befinden – zu jeder Zeit zu unseren Freunden reisen und auch nach dem Tod ist ein Spawnen bei den Mitstreitern möglich.

Wer im Team zusammen spielt, kann auch die verschlossenen Häuser der Teammitglieder betreten und bekommt außerdem die Quests der Mitspieler angezeigt, sowohl im Questlog als auch auf der Karte. Wer keine externen Programme wie TeamSpeak nutzen möchte, hat die Möglichkeit, den In-Game-Voicechat entsprechend den eigenen Bedürfnissen anzupassen und beispielsweise so einzustellen, dass die Kommunikation nur mit den Spielern im Team möglich ist. Ebenfalls sehr gut gelungen ist die Tatsache, dass sämtliche Kisten, Truhen oder Schränke für jeden Spieler individuelle Items bereithalten, sodass es keinen Streit um Objekte gibt. So weit so gut. Dennoch gibt es hier und da kleinere Ungereimtheiten, die einfach etwas unpraktisch sind. So müssen zum Beispiel alle Teammitgliedern ihre Quests einzeln abarbeiten. Wenn also ein Mitspieler eine Datei am Computer aufruft, müssen es anschließend auch noch alle anderen Spieler tun, damit die Aufgabe auch bei ihnen abgehakt wird. Hier wäre es schön, wenn es ausreichend wäre, wenn Spieler, die zusammen unterwegs sind, die Interaktionen nur einmal machen müssen. Gerade dann, wenn es bei den Konsolen viel zu lesen gibt, nimmt es nämlich schon eine ganze Weile ein, bis jeder im Team den Text durchgearbeitet hat. Auch hier ist die Umsetzung im Star-Wars-MMO SWTOR etwas geschickter, denn hier können alle Teammitglieder, die sich in einem gewissen Radius befinden, die Texte und Dialoge mitlesen.

Gelungene Kämpfe, fragwürdige Menüführung

Sehr gut gefallen hat uns das Kampfsystem in Fallout 76. Gerade das Anvisieren und Schießen mit Fernwaffen ist merklich intuitiver als bei anderen Teilen der Reihe und dürfte gerade klassischen Ego-Shooter-Spielern entgegenkommen. Das Nahkampfsystem sieht sehr ordentlich aus und vermittelt auch die nötige Wucht der Schläge. Nachdem die Waffen über den Pip-Boy zu den Favoriten hinzugefügt wurden, lassen sich diese auch komfortabel über das Mausrad oder die Nummerntasten anwählen. Ein VATS-System gibt es auch im Online-Fallout, allerdings ist dieses bei weitem nicht so wirkungsvoll. Da das VATS diesmal in Echtzeit abläuft, zeigt es uns lediglich die Trefferwahrscheinlichkeit der einzelnen Körperpartien an, erleichtert das Zielen aber nur unmerklich, In der Regel ist das klassische Anvisieren meist die bessere Wahl. Auch das Fähigkeiten-Menü ist sehr gut umgesetzt. So können wir unsere Fähigkeitspunkte bei einem Levelaufstieg auf die bekannten SPECIAL-Kategorien verteilen. Dieser liefert uns außerdem die sogenannten Skill-Karten, die je einer der sieben Kategorien zugeordnet werden können. Jede Skill-Karte hat einen gewissen Wert. Je weiter die einzelnen SPECIAL-Attribute aufgewertet wurden, desto höher sind die Kartenwerte, die diesen zugewiesen werden können. Das schöne ist, dass die zugewiesenen Karten jederzeit abgeändert werden können. So ist es zum Beispiel möglich, andere Fähigkeiten zu nutzen, wenn wir alleine spielen, als wenn wir in der Gruppe unterwegs sind.

Eines der größten Probleme von Fallout 76 ist die Menüführung. Was sich schon im Charakterdesigner andeutet, bestätigt sich später auch im Spiel. Sobald ihr im Pip-Boy unterwegs seid oder an euerer Basis über das CAMP neue Objekte bauen wollt, wird es umständlich. So bewegt ihr euch zum Beispiel mit Z und C durch die einzelnen Menüs und nutzt außerdem das Mausrad, die Pfeiltasten sowie die E- und die Enter-Taste, um Dinge auszuwählen oder zu bestätigen. Man braucht also quasi die gesamte Breite der Tastatur, um durch die Menüs zu navigieren, was alles andere als komfortabel ist. Umso erstaunlicher ist es, dass wir, wenn wir Objekte in unserer Lagerkiste platziert haben, beim Bauen direkt darauf zugreifen können, ohne die benötigten Teile noch einmal ins Spielerinventar bewegen zu müssen. Es ist also nicht die gesamte Menüführung so umständlich ausgefallen, wie oben erwähnt.

Da wir es gerade davon hatten: abgesehen von der Navigation ist das Bausystem für die Basis sehr gut gelungen. Es stehen zahlreiche Wände, Einrichtungsgegenstände und Deko-Objekte zur Verfügung, mit denen wir unseren Unterschlupf schön dekorieren können. Auch Generatoren, die für die Stromversorgung von Lampen jeder Art benötigt werden, oder Verteidigungsanlagen, mit denen wir das Lager vor feindlichen Kreaturen beschützen können, lassen sich platzieren. Der Grundrohstoff, mit dem wir das Grundgerüst der Basis aufbauen können, ist Holz. Dieses müssen wir nicht mit der Axt abholzen, sondern finden es in halb verrotteten Baumstümpfen, die sich in jedem kleineren oder größeren Waldgebiet in der Spielwelt befinden. Für die fortgeschrittenen Objekte werden dann meist Ressourcen wie Stahl, Gummi oder auch Zahnräder benötigt. Diese finden wir nicht nur in Kisten oder in den Inventaren besiegter Gegner, sondern können sie bei Bedarf auch aus gesammeltem Schrott herstellen. Dieser lässt sich an Werkbänken, die wir an unzähligen Orten entdecken oder auch selbst bauen können, verwerten, ebenso wie mehrfach eingesammelte Waffen oder Rüstungen. Insgesamt ist der Basisbau sehr motivierend und eine nette Abwechslung zum rauen Überlebenskampf in der Postapokalypse.

Es gibt viel zu tun und viel zu entdecken

Die Spielwelt in Fallout 76 ist nicht nur groß, sie ist wirklich riesig. Die Hauptquest deckt schon viele Teile der Welt ab, aber auch abseits der Geschichte gibt es unzählige Orte, die entdeckt und untersucht werden können. In der Welt warten, um einige Beispiele zu nennen, neben einer Nuka-Cola-Fabrik, einem verlassenen Vergnügungspark oder einem Atomkraftwerk auch ein Flughafen, ein Bahnhof sowie zahlreiche kleine und größere Städte auf uns. An jeder Ecke können wir Nebenquests entdecken, beispielsweise beim Durchstöbern von Computerdateien oder auch bei der Interaktion mit freundlich gesinnten Robotern. Außerdem gibt es zahlreiche tägliche Quests und Events zu entdecken, die vom Erledigen von Sammelaufgaben bis hin zum Besiegen von mehreren Gegnerwellen reichen. Die Events werden automatisch angenommen, wenn wir uns in dem Event-Gebiet aufhalten. Wer keine Lust hat, das Event zu bestreiten, kann dieses über das Menü aber auch ablehnen.

In Fallout 76 kämpfen wir aber nicht nur gegen Gegner wie Verbrannte, Ghule oder Supermutanten, die uns das Leben schwer machen. Wir müssen außerdem dafür sorgen, dass unser Charakter nicht verhungert oder verdurstet. Hierfür ist es erforderlich, regelmäßig schmutziges Wasser einzusammeln und dieses an einer Kochstelle abzukochen. Nahrung finden wir entweder beim Durchstöbern der zahlreichen Häuser oder auf der Jagd. Kaninchen und Wölfe können ebenso von uns verzehrt werden wir das Fleisch zweiköpfiger Kühe oder verstrahlter Ratten und Eichhörnchen. Sämtliche Fleischsorten sollten am Kochtopf zu einem der freigeschalteten Gerichte verarbeitet und keinesfalls roh gegessen werden. Wenn wir nicht aufpassen, kann sich unsere Figur nämlich auch mit einer Krankheit infizieren, die negative Auswirkungen unterschiedlicher Art mit sich bringt. Neben einer verminderten Ausdauer, gehören auch ein erhöhter Nahrungs- und Flüssigkeitsverbrauch zu den Symptomen. Das Nahrungssystem wurde sehr gut in das Spiel integriert. Es ist zwar präsent und spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle, es ist aber keinesfalls so vordergründig, dass wir gefühlt alle zwei Minuten ein Steak verdrücken müssen. Außerdem ist die Radioaktivität, wie gewohnt, unser ständiger Gegner.

Fazit

Eins gleich vorweg – ich kann die zahlreichen negativen Aussagen zu Fallout 76 nicht wirklich nachvollziehen. Ich finde, das Spiel schafft es, das Spielgefühl der Fallout-Reihe mit dem eines MMOs zu verbinden. Es macht sehr viel Spaß, das riesige Ödland zusammen mit Freunden zu erkunden, denn das Zusammenspiel klappt wirklich hervorragend und ist gerade auch aufgrund der gelungenen Spawn-Möglichkeiten weitestgehend frustfrei. Natürlich ist Fallout 76 kein perfektes Spiel. Es gibt einige Aspekte, die den Spielverlauf stören, aber keiner dieser Punkte ist so schwerwiegend, dass der Spielspaß massiv darunter leidet. Es wäre schön, wenn nicht jedes Teammitglied die Quest-Interaktionen machen müsste. Auch die Menüführung ist milde gesagt etwas umständlich, aber auch daran gewöhnt man sich recht schnell. Aufgrund der gewählten Erzählweise der Geschichte, die ausschließlich über Audiologs und Dokumente erfolgt, passiert es leider recht schnell, dass man nicht alles ausführlich liest und einige Punkte schlichtweg an einem vorbei gehen. Dennoch kann ich Bethesdas Entscheidung, auf NPCs zu verzichten, nachvollziehen, denn wenn an jeder Ecke menschliche Überlebende warten würden, wäre das Ödland nicht mehr so glaubwürdig. Aber gerade dieses Ödland mit all seinen Geheimnissen, die wir als erstes aufdecken können, macht die Spielwelt interessant und animiert zum Erkunden. Man fühlt sich zeitweise wie ein Außerirdischer auf einem fremden Planeten, der die Spuren einer ausgerotteten Zivilisation analysiert, und das macht eine Menge Spaß. Hinzu kommt ein Kampfsystem, das in meinen Augen alle bisherigen der Reihe in den Schatten stellt. Außerdem sorgen Nebenquests, Tagesquests und Events für Abwechslung, auch abseits der Hauptmission. Gleiches gilt für den sehr schön umgesetzten Basisbau sowie das Jagen und Sammeln.

Wenn man sich darauf einlässt, dass Fallout 76 nicht in allen Punkten ein klassisches Fallout ist, erhält man hier einen wirklich motivierenden, atmosphärischen Ableger der Reihe, der die bekannte postapokalyptische Stimmung hervorragend transportiert, ganz gleich, ob wir alleine oder im Team unterwegs sind.

Positiv

  • Riesige Spielwelt mit zahlreichen interessanten Orten
  • Trotz fehlender NPCs wirkt die Welt nicht leer
  • Zahlreiche Haupt- und Nebenquests sowie Events und Tagesaufgaben
  • Gelungener Basisbau
  • Abwechslung durch Jagen und Sammeln
  • Nahrungsaufnahme nicht zu präsent
  • Zusammenspiel funktioniert problemlos

Negativ

  • Umständliche Menüführung
  • Alle Teammitglieder müssen Questinteraktionen separat durchführen
  • Grafik nicht auf dem allerneusten Stand
  • Story geht aufgrund großer Textblöcke schnell am Spieler vorbei
80
Daniel Walter

Geschrieben von: Daniel Walter

Hat seit der ersten PlayStation keine Konsolengeneration ausgelassen und interessiert sich vor allem für Adventures, RPGs und Actiongames. Neben der Arkham- und Assassin's Creed Reihe liegen auch sämtliche Star-Wars-Titel stets hoch im Kurs.

Fallout 76

Publisher:Bethesda
Entwickler:Bethesda
Release Datum:14. November 2018
Kurzbeschreibung:Ein Online-RPG aus dem Fallout-Franchise

Verfügbar für

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Genre

USK Alterseinstufung

Keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.

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